Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 242
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Bertsche

bei dem er grammatisch geboten ist; ihrem Karakter entspricht
er indessen vollkommen (vgl. § 76).

b) Dd JJmmdr, ungeheuer großes und herrschsüchtiges Weib
aus Seitingen, Württemberg, gebürtig, wo man itmmdr statt
umder = immer, dafür jetzt aber mehr älldwil, sagt; dd Jonbonl
= jawohl, starke Frau eines Pantoffelhelden, die auch stets
näselte und durch vieles und undeutliches Schwatzen auffiel.

In den beiden letzten Fällen sind also, wie auch sonst öfters, zwei
Momente, Aussehen und Sprache, eigentlich drei, auch Karaktereigenschaft,,
maßgebend gewesen bei der Namenbildung.

§ 76. Im Anschlüsse an die auf Grund des allgemeinen
Aussehens und der Körperbeschaffenheit entstandenen Unnamen
mögen die in Anbetracht der besondern Art der Kleidung
gebildeten nun aufgeführt werden:

Dd Grädnschnrz, der als Schuhmacher stets, auch außerhalb
des Geschäfts, eine grüne Schürze = der Schurz trug; di
side Fron, Witwe eines geschickten Seidenhutmachers; jetzt
Näherin, die sich früher stolz meist in Seide kleidete. Das Mhd.
hatte schon einen Sidherre, bei Socin; dd Kochdlabe, der als
fürstlich-fürstenbergischer Jäger einen mächtigen Schlapphut getragen
haben soll. Wie an seinen Nachkommen, von denen nur
einer diesen Namen geerbt — auch noch = Kochdgabl :— ersichtlich
, mag er auch einen wackeligen Gang und eine läppische
Haltung gehabt haben. Vgl. mhd. Lapo, Lape, Socin; Labe ist
sonst der Name von Kühen mit einem weit herabhängenden
Horn. Dv(!) Modett, früher auch dd Finett oder dd Schmisctt,
(wol von einem Fastnachtsspottgedicht herrührend), die sich als
ledig stets hochmodern, d. h. nach der „Modde" kleidete. Endungen
wol nach den bekannten JBabett, Hariett — Henriette; Finett
vielleicht von „Fiiiessd, Faxd machd1'; Schmisett(le) oder
Schmis = Mädchenkragen; s'Midttdrle, später d<> Manbud, weil
sie sich in der Schule so altmodisch kleidete, wol auch so aussah
und sich danach betrug (1697: Jakob Stambler genannt
Vätterlin; s. auch Attila); dd Starain — die Nasalierung hat
sich allmählich verloren — der als Schuhmacher in Wien war,
in ein österreichisches Heer unter General Starein eintrat und
dann in Möhringen ins Quartier kam. Er soll nun wie sein
General stets Lederhosen, rote Schnallenschuhe u. s. f. getragen
haben.

Man vgl. hiermit unsere metaphor. Bezeichnungen wie Rotkäppchen.
Blaustrumpf; ferner: Gratvrock, Silberpatvr(?J, Mone S. 83; Isenhuot,


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