Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 245
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Die volkstümlichen Personennamen einer oberbadiscben Stadt 245

Unterland; dd Buger, Lehrer und zugleich Messner, -j- vor
60 Jahren, der jedes böse Schulkind mit Buger titulierte, welcher
Name sich seit der Zeit zu einem allgemeinen Schimpfwort,
entwickelte (s. z. B. § 88, l). Buger vom frz. bougre.

3. 1)9 Baigott = bigott, der lange in der Fremde, u. a. in
Wien usw. war; dd Nachher oder dd Hernach = noJiedr, welches
Wort er als langsamer, gemütlicher Arbeiter oft anwandte. Er
lernte seinerzeit beim Militär in Karlsruhe hochdeutsch sprechen;
dd Scheissddrdrei = Schissdddrin, der als wichtiger städtischer
Beamter, Feldhüter, sich etwas Hochdeutsch aneignete und der
jede andere Arbeit als seinen Dienst für zu gering hielt und
noch hält, und deshalb darauf pfeift; dd Märse oder Märse-
schaz = Merci, der längere Zeit in Frankreich war und Schatz
hieß; dd Bonjour, der auch lange Jahre in Frankreich war.

§ 81. Kosenamen für die Eltern, die nicht ortsüblich
— fast nur Mutter und Vater gebraucht — oder schlecht ausgesprochen
oder zu lange über die Kinderjahre hinaus gebraucht
Avorden sind, wurden ebenso zu bleibenden Schimpfworten für
das betreffende Kind verwendet:

dd JDaddale = Dattd, der auch als größerer Knabe noch so
seinen Vater nannte; d(d) Mudddaar = Muddder — Mutter.

§ 82. Wenn jemand bei irgend einem Anlass ein beliebiges
Wort, einen karakteristischen Ausdruck in besonders
auffallender, schlechter, missverständlicher oder hochdeutsch
klingender Aussprache, dazu in eigenartigem Zusammenhang benützt
, so wird der betreffende Ausdruck meist unverändert oder
auch mit kleiner Umgestaltung als Spottnamen auf ihn angewandt
.

1. dd Thbuntd, für Spunten am Fass; aus der Jugendzeit
stammender Name; die 50jährige ledige Trägerin des Namens
spricht jetzt noch das Juden-s; dd Pfude oder Pfudebeck, aus
Pfud(e)wäbe für Pfundlädble = Pfund Brot, ist genommen aus
seiner undeutlichen Anrede an seine Kunden, die heute noch
ganz zitiert wird. Es liegt im Worte auch noch ein Hinweis
auf seine Unsauberkeit, da pfude gleich pfui ist; sein Vater hingegen
war ein feiner Bäcker, genannt dd Wäanerbeck; dd Berg-
unddaal, der sich einst rühmte, er habe bei den Soldaten schöne,
weiße Bergundalene Hosen getragen, statt bergalene (vom französischen
percale) Hosen aus feinem Sommerstoff. Er war
sonst ein undeutlicher Sprecher, weshalb man ihn bisweilen


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