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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 257
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Die volkstümlichen Personennamen einer oberbadischen Stadt 257

vom Rinaldini ist ja stadtbekannt; dd Glache, ein langer, unflätiger
und vierschrötiger Mensch, allgemeines Scheltwort. In der
Schule hieß er dd Longinas oder Latschaare, allgemein = Kaffer.

5. Ausschweifung: di> Wild JBud, ehemaliger Wirt „zum
Wilden Mann", der ein ausschweifendes, wildes Leben führte, ein
bubenhafter Lump. Seine Frau = dd icild- Herdäpfel; d'(di) Mai™
LidderUliait — dd Traliomm, ein leichtsinniger, liederlicher Mensch,
jedoch nicht klein von Statur; dd Luft, eine windige alte Jungfer
, die zudem noch in einem hochgelegenen luftigen Häuschen
wohnte. Vgl. ahd. Sturm, Försteman; ferner s. Anhang No. 12.

§ 98. So haben auch gröbere einzelne Vergehen un-
nachsichtlich zu schweren Schimpfnamen geführt: dd FunJc, der
sein Haus in Brand steckte, von FunJcd = Funken; hier woi
Anlehnung an Geschlechtsnamen; ddFirioobeller, der wegen Brandstiftung
100 Tage eingesperrt war. Firio == Alarmruf bei einer
Feuersbrunst; dd Henke, der sich einst selbst hängen wollte;
mundartlich JienJ&. Henke ist ein im benachbarten Tuttlingen
häufig vorkommender Geschlechtsname. S. Anhang No. 23; dd
Wudschtkidfdr, ein wüster und grober Mensch, Geizhals, allgemein
— Wudscht. — Vgl. das Wueschtrennen an Fastnacht in
Villingen, Birlinger II S. 32 —, der als Besitzer eines eigenen
Kastens — Heu- und Fruchtlagerhaus, in den teuren 40 er Jahren
des 19. Jahrhunderts seine Landsleute stark ausbeutete und betrog
, d. h. zuviel forderte für seine Frucht, sonst war er Küfer;
do Meister Langfinger — § 43, 2: Meister Hanserg! — der
als Postgehilfe in Stockach sich Unterschlagungen zu Schulden
kommen ließ. Der berüchtigte Müller B. § 3 ließ dann an einer
Fastnacht eine Zeichnung herumtragen: ein Beamter, als „Meister
Langfinger" bezeichnet, greift mit überlangen Fingern in die
Postkasse zu St(ockach); dd Schoofgroof, A.Graf, der 1875 ein
Schaf stahl.

§ 99. Zu einer Menge von gelinderen Spottnamen geben die
verschiedenartigsten sonderbaren Begeb enheiten und lächerlichen
Handlungen oder gelegentlichen Äußerungen,
oft ganz harmloser Natur, Stoff und Veranlassung.

Dd Lunzifeller = A. Felber, ein Wahrsager, der ins Lunzis
Bierkeller im nahen Wurmlingen einen Geist erlöst haben will
und soll; dd Brootdsmäder, der seinen Hochzeitsschmaus = JBrootds
— Braten, nicht bezahlen konnte, und zur Abtragung der Schuld
deshalb von dem betreffenden Wirte als Mäher = Mäder ange-
Alemannia N. F. 6, 4. 17


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