Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 265
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Die volkstümlichen Personennamen einer oberbadischen Stadt 265

oder s'Bcil)d(hus), s'Ummers (Familie). In cumulo heißen die
Kinder also z.B.: s'PfudebecksBudbo, s'Bäbd Meidle, s'Trutles Kind,
PL; ein einzelnes daher: s'Hibers Johann, s'Bäbd Battist, s'Wis-
Jwpfd(n) Anne, oder wenn nur ein einziges Kind überhaupt vorhanden
ist, meist: s''Wiskopföbud bzw. -meidle. Dasselbe gilt
auch, wenn bloß ein Kind seines Geschlechts da ist. Dieser
Kindername kann nun an dem Betreffenden haften bleiben bis
ins Alter, und zwar dann, wenn kein Schulspitzname und auch
später kein anderer, persönlicher Spottname ihn vertreibt. Ohne
Beachtung der bei den Friesen geltenden Primogenitur behält
für immer den Eiternunnamen von mehreren Kindern stets dasjenige
, welches ihn am ehesten verdient, weil es dem betreffenden
Elternteil am meisten nachschlägt, und zwar besonders in
den durch den Schimpfnamen hervorgehobenen Eigenschaften.
Über Frauenruf- und Schimpfnamen vgl. übrigens §§ 54ff.,
6 5 ff. Verloren gehen kann er indessen dem Kinde später doch
auch noch, nämlich dann, wenn es sich etwa längere Zeit in
der Fremde — Militärdienst, Wanderschaft usw. — aufhält,
oder auch durch seinen Karakter oder besseres Wirtschaften in
einem eigenen Heim bald sich besonderes Ansehen zu erringen
vermag. So kann der elterliche Spitzname ganz verschwinden
und aussterben, oder aber nötigenfalls auf eines der andern Geschwister
übergehen. Der Form nach macht ein solcher Name,
nachdem er sich einmal bei einem Kinde festgesetzt hat, mit
dem Leben seines Trägers einen bestimmten Wandel durch.
Die genetivischen Ausdrücke s'Hibers Bud und s'Hibers Meidle
verdichten sich bald, wie die zusammengesetzten Rufnamen
— näheres s. § 14 — zu wirklichen Kompositen: dd Hiberbud
und s''Hibermeidle oder später di' Hiberpaulin. Aus dem Hieber-
bi0 kann sich dann leicht, besonders wenn er der einzige Sohn
ist, dd jung Hiber entwickeln, welches solange üblich ist, als
dd alt Hiber noch lebt, oder auch noch geraume Zeit nach dessen
Tode Geltung hat, bis wir einfach wieder einen Hiber haben.
Diese letztere Erscheinung kommt bei Rufnamen jedoch seltener
vor. Meistens aber ist der ererbte Unname irgendwie modifiziert
, d. h. auf den neuen Träger zugestutzt. Mit dem Hibermeidle
verhält es sich aber ganz anders. In ihrem Namen
konnte man nicht wie bei ihrem Bruder das zweite Element
kurzerhand weglassen; denn dann bekäme man ja die Form
eines movierten Femininums: d'Hibdre, wie die Mutter als Frau


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