Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 269
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Die volkstümlichen Personennamen einer oberbadischen Stadt 269

mareile, eine alte Jungfer, 80jährig, deren ledige Mutter eine
ehemalige sogenannte Bierhütte — 'Brauhäuschen, die früher
alle vom Wirtshaus getrennt gebaut wurden — bewohnt hatte;
dß GivelbbiO, unehlich, 55jährig, verheiratet, geboren im sogenannten
Givelb, ein baufälliges Haus mit einer gewölbten
Stube, das ein altes Römerbad sein soll; s'' Gwelbmeidle, ehliche
Stiefschwester des Vorigen, jetzt verheiratet.

2. I)'Stiblemarjagdt, die, weil stets ledig geblieben, im Hause
ihres Bruders das Wohnungsrecht besass und zwar im sogenannten
Stible = Stübchen. Im Kauf buch von 1825 S. 76 wird
auch „das sogenannte hintere Stüble am Hausgibel gegen den
Adler" bei einem Kaufe erwähnt. Der Sohn räumte seinen Eltern
dabei das Leibgeding darin ein, wie es früher allgemein
geschah. — U Gwelbnanne, verheiratet; d'Hislevittoor, die das
kleinste Häuschen — selbst gekauft — am Platz inne hatte;
do Buckweber, der sich ein Haus auf die kleine Anhöhe = Buch,
— vgl. den Flurnamen ufm Sclübdbuck — beim alten Jud'rior
bauen ließ, bei dessen Abbruch auch die Straße tiefer gelegt
wurde, weshalb das Gebäude dann ziemlich hoch zu liegen kam.

1. Bei den unter 1 Genannten kommt auch das im vorhergehenden
Kapitel über die Abstammung Ausgeführte in Betracht und
Geltung.

2. Die beiden Formen äd Ger und dd Stible zeigen, dass und wie
auch die alten historischen Geschlechtsnamen, die in nackten Namen von
Wohnstätten bestehen, wie z. B. Brunnen, Buchs, Gass, seinerzeit wahrscheinlich
aus zusammengesetzten Namen entstanden sind. Vgl. Socin
XVIII, s. auch die metaphor. Bedeutung von: Kammer, Liedertafel u. s. f.

§ 113. Die letzte Gruppe umfasst diejenigen scherz- und
ernsthaften Beinamen, welche entstanden sind durch oft witzige,
humorvolle sprachliche Umformung eines Vor- oder Zunamens oder
auch eines sonstigen Rufnamens, deren Grund indessen vielfach nicht
recht ersichtlich ist — Kurzformen, Namens Verdrehungen. —
J)d Bone, später dd Bondba(r)t = Bonifazius K. vulgo dd Bondfase
, ein unbeliebter, großsprecherischer Mann, der aber bald
verarmte, also ein ähnliches Schicksal erduldete wie sein entfernter
Namensvetter Bonaparte. So entstand Ende der 50 er
Jahre das Fastnachtslied:

„da Bonobaa(r)t ist nimmo stolz,
do handlet jetz(t) mit Schweflholz,
Louft d'Gassan uf und ab:
,Koufa mar ou Schweflholz ab'".


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