Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 272
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Bertsche

den Sieg davongetragen. Das ist besonders bei der sehr beträchtlichen
Anzahl von Verkleinerungsformen der Fall. Im
ganzen und großen sind diese Schülerschimpfnamen ziemlich
durchsichtig und wurden daher nicht so ausführlich erklärt.
Dabei ist auch zu beachten, dass hier viele allgemeine Scheltworte
zur Anwendung kommen. Es ist dann interessant zu beobachten
, wie da annähernd dieselben Gesetze herrschen, dass
die gleichen Grundsätze maßgebend waren wie bei der Schaffung
der Unnamen für die großen Leute, wenn auch ihre Wirkungen
und Ergebnisse hier nicht so mannigfaltig sind. Es gilt also
die nämliche Einteilung wie bisher. Der Kürze und Einfachheit
halber wird sie jetzt nur nicht so ins einzelne hinein ausgeführt
.

§ 116. Körperliche Eigentümlichkeiten und Gebrechen

aller Art geben Anlass zu vielen Neckereien: dd Manlebud, der
den andern Schülern so groß wie ein Mann erscheint; daher
wol zuerst s'Ma^Ie, dann dd Ma^le; s'Gustele — Gustav, sehr
klein; sNudele, ein Mädchen, „klein und dick wie eine Nudel".
Vgl. im § 71 dd Glichdiel:, s" Schimmele — vgl. im Mhd.
Schimmeli(n), öfters bei Socin —, der schnell wuchs und deshalb
jetzt mehr dd Schimmel heißt ; dd Rötel oder dd rot Hermel
(Rötel ist auch Bezeichnung einer roten Kuh, Katze; ferner
== roter Kieselstein; Hermel ist sonst nicht ortsüblich für Hermann
); s'Zopfwiblc, das schon einen langen Zopf trägt, dazu
ein saures Gesicht macht und deshalb sehr alt aussieht; cid
Schoder, ein Mädchen mit wirren, rauhen und gelbschmutzigen
Haaren = Schoder, das auch unsauber ist. SchoderboscJid ist
ein allgemeines Scheltwort. Vgl. Schodcrbiirin in § 93, 7. dd
Ziveierlei, der ein graues und ein blaues Auge hat (!); dd
Zwizerle, der mit den Augen oft zuckt, „zwitzert"; dd Schilinger,
der stark schielt. Vgl. dd schillig Edeivatt. Vielleicht Anlehnung
an den Geschlechtsnamen Schilling, der in der Umgegend
vorkommt, dazu an Bildungen wie Möhringer, Tuttlinger; dd
Lätsch, der stark vorspringende Lippen besitzt, und dazu ein
loses Maul. Vgl. cid Lätsch in § 73. HDdlöhrle, schwerhöriges,
kleines Mädchen. Tollohrig, ein Tollohr — allgemein für harthörig
; s'Langöhrle; dd Zinkd, hat eine hervorragend lange Nase.
Schon im Mhd.: B. dictus Zinke, bei Socin; dd Stodrclvdhaals;
dd Hotsboschd, ein unsauberer Bursche, der besonders Nase und
Haare stets vernachlässigt. Vgl. dd Schoder. R. ist Appellativ-


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