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Die volkstümlichen Personennamen einer oberbadischen Stadt 277
aufzuführen: d'Kordax = Kordula, vulgo s'Kordüe, welche, wie
der erwähnte Brotase(l), Kind eines württembergischen Bahn-
warts ist; s'Freile Bock, dessen Vater als Farrenwärter oder
= dd Hagdfi&ttdror auch die Gemeindegeißböcke pflegt und hegt.
Namen wie Frau Bock — hier ist Bock wirklich Geschlechtsname
— und Fräule Graf, Lehrerin, waren hier wol maßgebend. —
§ 120. Es ist bemerkt worden, dass zur Bildung mancher
Schülerübernamen einfach ein ortsbekannter Appellativname benützt
und auf einen besonderen Fall angewandt wurde. Diese
kindlichen Wortbildungen verraten doch schon eine ordentliche
Mannigfaltigkeit und Abwechslung, eine nicht unbedeutende
Kraft und Weite der jugendlichen Phantasie und eine Fülle
kindlichen Humors, wenn auch — zum Teil — das Schimpfwörterlexikon
der Alten vorbildlich gewesen sein mag. Manch
einen wird sein Schulname, nachdem dessen Stachel sich
vielleicht mit der Zeit etwas abgestumpft hat, ungebeten durch
das ganze Leben begleiten, wenn nicht ein etwas gröberer und
weniger harmloser Geselle ihn später verdrängt.
Anhang. Fastnachtsverse.
I. Verse, die den auch jetzt nicht- mehr bekannten Namen der
Verspotteten nicht direkt verraten (meist alt):
1. Es ischt an Man im Voararlbäarg,
(= Vorarlberg Hehlname für Vorstadt)
hät d'Wiaga z'fria verkouft!
a halbs Johr isch's nu aügschtanda,
no hät m' im wider touft!
2. Es sitzt an Bur im Gaarte und sch.....
ar putzat s'Fidla mit Brennesla — s'bisst!
Ai! hett da Bur des Kritle kennt,
no hett ar s'Fidla nit verbrennt.
3. Wenn on uf de Wibat (= Brautschau) will,
und hät an Sigel im Hemb (= verunreinigtes Hemd, Schandfleck
= „Dreck am Stecka");
no man (= mag) ar riba wia(n)ar will,
jo-jö, ma siaht'a halt a wengg. (Polka, 1850.)
4. Wenn on ebbas (= etwas) wäara will,
no wixt '(= spendet) ar Biar und Speck,
und wenn ar grad an Simpal ischt,
no wurd ar's voraweg. (1850.)
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