Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 97
(PDF, 69 MB)
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Schloss Winterbach im unteren Glottertale

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rad kam. Die Wasserstube war ohne Dach und ohne Wand.
Das einzige Rad zu einem Mahlgang war mit Ketten zusammengebunden
; das die Stampfen oder ehemaligen Bleiplatten treiben
sollende Rad ganz zerfallen und unbrauchbar, der Stampfklotz
desgleichen, so dass nichts in denselben geschüttet werden
konnte. Die Wassermauer war bis ins Fundament zerrüttet
, dem Einsturz nahe; die Riegelwand darüber war gesenkt
. Kein guter Sparren auf dem ganzen Dachstuhl, dieser
überall eingesunken und dem Regenwasser offen, die darunterliegenden
Blöcke alle abgefault. Der schon vor zehn Jahren
im Winterbacher Wald gefällte Eichenklotz, den der Müller
zur Herstellung des Böderichs geholt hatte, ebenso auch die
vor zehn Jahren gestellten Tannstämme zur Herstellung des
Dachstuhls lagen halbverfault vor dem Hause.

Da musste Abhilfe geschaffen werden: die drei Kinder
des verstorbenen Müllers konnten die Mühle nicht weiterführen,
geschweige denn wieder emporbringen. Denn der Sohn war
ein dickhalsiger, engbrüstiger, übelhörender Mensch und die
beiden Töchter waren im höchsten Grade blödsinnig. Kleinbrodt
brachte die drei nun dazu, dass sie ihm die Mühle um 1600 fl.
verkauften, wogegen sie ihr Stück Wiesen und Feld behielten
und in der Mühle fernerhin wohnen bleiben dürften.

Hiergegen aber erhob der Pfleger der drei, Josef Schill,
Protest. und erklärte den Kauf für null und nichtig. Es kam
deshalb zu einem langen Prozess. Der Kläger erklärte, mit
dem bischen Geld könnten die Töchter nicht leben.

Aber Kleinbrodt schrieb 1809 hierauf an die Amtleute
nach Waldkirch, nicht die Rücksicht auf die Pflegetöchter,
sondern Absichten des Pflegers und Konsorten auf die Mühle
und auf das Vermögen der Pflegebefohlenen seien die Triebfedern
der wiederholt in Vorschlag gebrachten Auflösung des
Erblehenverbands. Wenn übrigens das Geld den Töchtern
nicht reiche zum Lebensunterhalt, so sollten sie taglöhnern
wie mehrere hundert Inwohner des Tals, die nicht einmal
eigene Häuser besässen — während die zwei Töchter doch
das Haus hätten. — Zudem erlösten sie jährlich von der
Mühlmatte 100 fl. und hätten noch 1/2 Juchert Acker im
Denzlinger Bann. „Wenn mit diesen Mitteln", so schließt er
sein Schreiben, „zwo Weibspersonen ihr Leben in eigener
Wohnung nicht fristen können, so müssen wahrhaftig, zwei

Alemannia N. F. 9, 2. 7


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