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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 129
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Die Mundart des Dorfs Wachbach

129

§ 102. Wie t (d) im Nhd. häufig angehängt wurde, so
wurde auch d aus euphonischen Gründen öfters eingeschoben
oder angefügt, was schon im Mhd. nicht selten der Fall ist.

Mond (mhd. mäne); jemand, niemand von Mann; minder
(mhd. minner); vgl. „Spindel" und „spinnen", „Fähndrich"
und „Fähnrich".

Dieser Übergangslaut d (t) ist auch in Wachbach namentlich
zwischen n und l, n und r nicht selten:

mentld (mhd. mennelin) Männlein; pfentld Demin. zu Pfanne;
eentr (neben §etr) eher; meentr (neben m§§) mehr, wentr wenn
ihr; tuntr, tuntrsti Donher, Donnerstag; Miantl Rinne (zu mhd.
kanel Gosse); Jchant9 (mhd. hanne) Kanne (nach Kluge S. 193
beruht diese Form auf ahd. hanta). n§rcdts nirgends (mhd.
niergen).

§ 103. Die Vorsilbe tdr (tr) statt er resp. ver ist sehr
häufig in Wachbach (wie in Tb. Hlg. § 141 a Anm. 2).
Franke § 83 bemerkt hiezu: „Durch größere Energie bei
Bildung des festen Einsatzes wurde wol auch die Vorsilbe er
zu der, was schon seit dem 12. Jahrhundert besonders im
Osten Ober- und Mitteldeutschlands nachweisbar ist.

trwisd erwischen, trn§§rd ernähren, trlaawd erlauben, trtseild
erzählen, trhdltd erhalten, trfre§r3 erfrieren.

§ 104. Vor w wurde t zu p assimiliert in dem weit
verbreiteten epr, epds irgend einer, etwas (mhd. etewaz).

§ 105. Zu nidstd (mhd. niesen) niesen gibt Büsch § 18
eine ansprechende Erklärung. Nach ihm „ist ein t aus der
häufigen Personalendung (3. Sing, und 2. Plur.) in den Stamm
getreten. Es konnte die Endung um so leichter als stammhaft
gefühlt werden, weil die T-Stämme ebenso gut wie die
andern Verba den Bindevokal ausstoßen: schät, biet, bat schadet,
bietet, badet". Diese Zusammenziehung der Verbaldendung
-det, -tet zu einfacher Tenuis nach Ausfall des tonlosen e, die
sich schon im Mhd. vorfindet, tritt auch in Wachbach regelmäßig
ein. rait reitet; lait läutet; strait streitet; desgleichen
in der zweiten Person laitst läutest; phaxst pachtest.

Es möge hier noch angegeben werden wegen der häufigen
Belege, die auch unsere Ma. dafür bietet, was Büsch weiter
noch a. a. 0. bemerkt: „Dergleichen Erscheinungen, die auf
falscher Analogie, falscher Abtrennung der Worte und mangel-

Aleraannia N. F. 9, 2. 9


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