Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 156
(PDF, 69 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1908/0166
156

Anzeigen und Nachrichten

und Ausbildung, Besoldung, Stellung zur Staatsobrigkeit und Gemeinde,
Dienstentlassung und anderes kennen. M. begnügt sich dabei nicht, die
urkundlich beglaubigten Tatsachen nur festzustellen, sondern, worauf
schon hingewiesen wurde, er sucht auch, wo immer es angeht, die rechtliche
Grundlage zu erörtern, durch Abwägen der begründenden Ursachen
und maßgebenden Faktoren zu einer gerechten Würdigung zu gelangen,
„die Prinzipien aus dem Aktenmaterial herauszuschälen". Um nur einiges
zu erwähnen, entwickelt er z. ß in überzeugender Weise, wie der Mesner
zugleich Schulmeister geworden ist, warum der große Felbiger nicht
schon mehr für die Schule leisten konnte, und namentlich behandelt er
ausgibig das große Problem, wie die ganze Entwicklung seit Maria
Theresia darauf hinauslief, den Schulmeister vom Privatlehrer zum
öffentlichen, vom Arbeiter und Dienstboten der Gemeinde zu dem vom
Staat angestellten (und von der Gemeinde besoldeten) Beamten, zum
Berufsschullehrer zu machen, oder mit andern Worten ihn aus seiner
privat rechtlichen Stellung herauszunehmen und ihm den Platz im
öffentlichen Recht anzuweisen. Die erfolgreichste Periode der diese
Tendenz zeigenden Bewegung ist die nach Aufhebung des Jesuitenordens,
wodurch überhaupt die Schulreform beschleunigt wurde, namentlich die
Jahre 1774—1780. Nun ist, worauf ich nebenbei hinweisen möchte, gerade
diese Zeit nicht nur wichtig für die Volksschulen. Vielmehr beginnt
in ihr auch eine Studienreform an der Freiburger Universität,
namentlich in der theologischen Fakultät, und aus demselben Jahre 1774
stammt auch ein neuer Lehrplan für das Freiburger Gymnasium (Faszikel
in der Abteilung Gymnasialsachen im Universitätsarchiv), und der von
M. mehrfach erwähnten damals eingesetzten Schulkommission Vorderösterreichs
wurden (wie aus Akten desselben Archivs hervorgeht) neben
den deutschen auch die niederen lateinischen Schulen oder Gymnasien
unterstellt. Das führte dann zu weitläufigen Verhandlungen mit dem
akademischen Konsistorium; denn da das Freiburger Gymnasium damals
noch sehr eng mit der Universität verbunden war, so wünschte diese auch
ein Mitglied ihres Konsistoriums in jener Kommission zu sehen. Jedenfalls
zeigt jene Einbeziehung auch der Lateinschulen das Bestreben,
möglichst alle Schulen vom Staat direkter abhängig zu machen und das
ganze Schulwesen in diesem Sinn zu regeln und zu reformieren.

Was die Zeit nach Maria Theresia betrifft, so ist für Joseph II.
so recht karakteristisch, dass er auch auf dem hier zur Besprechung
stehenden Gebiet eine Reihe von gut gemeinten, aber teils der rechtlichen
Grundlage entbehrenden, teils überstürzten oder halben und sich widersprechenden
Reformen versuchte, die aber alle keinen wesentlichen Fortschritt
brachten, ja dass z. B., wenn man die neuem Anforderungen an
die Lehrer betreffs Vorbildung, Leistungen und Unterricht berücksichtigt,
der Volksschullehrer des beginnenden 19. Jahrhunderts materiell eher
schlechter gestellt war als der Schulhalter des mittleren 18. Jahrhunderts.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1908/0166