Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 226
(PDF, 69 MB)
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Pfaff

Pfarrhaus stand, so sali ich auf einmal am Ende des Pfarrhauses
an der Ecke einen großen, ungefähr 5 x/2 Schuh langen, schwarzen
Mann stehen, der einen langen Rock bis auf die Füße, einen
dreieckigen Hut und einen Stock trug. Sein Gesicht war auch
ganz schwarz. Der Mond schien hell, ich blieb stehen, sah die
J&estalt mit Verwunderung an, gab derselben einen guten Abend,
sie starrte mich mit großen Augen an und sprach kein Wort.
Ich wiederholte meinen Gruß, erhielt aber zum zweitenmal keine
Antwort. Da bückte ich mich auf den Boden und ergriff einen
Wackenstein, um damit zu werfen; wie ich mich wieder aufrichtete
, so fing er an zu wanken, als wenn er auf mich zu
wollte; ich erschrak darüber und griff schnell in meine Seitentasche
und zog mein Rebmesser heraus, um mich gegen den
Schwarzen• verteidigen zu können. Dann rief ich ihm zu: „Wer
bist du?" Aber ich erhielt zum drittenmal keine Antwort,
sondern er ging mit langsamen Schritten auf den Kirchhof zu;
ich ging ihm ungefähr auf 50 Schritte beherzt nach und hielt
in der rechten Hand den Stein, in der linken das Rebmesser.
Als aber zu meinem Erstaunen derselbe gerade auf die Türe
des Kirchhofs zuging und bei seiner Ankunft daselbst stehen
blieb, worauf sich die Türe auf einmal mit einem Krachen
öffnete, so fuhr ich vor Schrecken ganz zusammen und blieb
unbeweglich auf der Stelle stehen. Der Mann aber blieb mitten
unter der Öffnung des Tors, mit dem Gesicht gegen mich gewendet
, den rechten Arm in die Höhe gerichtet, stehen. Ich
besehe denselben im Mondschein von oben bis unten hinaus;
es gelüstete mich aber nicht, gegen denselben zu werfen, indem
er mir mit dem Finger drohte, sich darauf umwandte und langsamen
Schrittes in den Kirchhof hineinging. In der Mitte angekommen
, blieb er wiederum stehen — verschwand aber bald
darauf unter Grausen erregendem Getöse; zur gleichen Zeit
schloss sich das Kirchhoftor. Mir aber lief der Todesschweiß
über den Rücken hinunter. Ich ging nach Haus, begab mich
zu Bette, konnte aber die ganze Nacht hindurch nicht schlafen
und besann mich über den Vorfall. Da erinnerte ich mich der
Sage, die im Dorf schon lange Zeit ging, dass am Pfarrhaus
ein schwarzer Mann zu verschiedenen Zeiten in der Nacht gesehen
wurde; man behauptet, es sei der alte große Dorfbote
Adam, welcher einen bösen Lebenswandel bei seiner Lebenszeit
führte und jetzt als Geist umgehen müsse.


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