Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 233
(PDF, 69 MB)
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Badische Sagen

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zember und nicht im Mai." Nun so kamen wir unter diesem
Geplauder beim Dorf an; und siehe! ehe wir es uns versahen,
so schien das ganze Dorf in Flammen zu stehen, die so hell
leuchteten, dass dadurch Lunas Silberschein immer matter, endlich
ganz verdunkelt wurde — und sie selbst gleichsam gänzlich
verschwand. Jetzt sahen wir nichts mehr als ein großes
Feuer auf dem sogenannten Schuhmachergarten brennen. Wir
sahen einander wechselweise, teils erstaunt, teils etwas furchtsam
an. Endlich sprach mein Vater: „Komm, Nikiaus, wir
wollen doch sehen, was das für ein Feuer ist, welches auf dem
Schuhmachergarten so hoch und hell brennt, und siehst du",
fügte er noch hinzu, „wie viel Menschen dabei stehen und um
dasselbe herumspringen. Was soll denn das alles bedeuten?"
Ich entgegnete ihm: „Ich sehe es wol, aber was es zu deuten
hat, das weiß ich so wenig als du, und will es auch nicht
wissen, sondern wir wollen lieber nach Hause gehen und uns
zu Bette legen, denn mir ahnt nichts Gutes von dem großen
Feuer und insbesondere von den Musikanten, die eine so kuriose
Musik dabei spielen. Und du, Vater, weißt es ja selbst recht
wol, dass man viel vom Schuhmachergarten erzählt, worauf man
in alten Zeiten die Zigeuner, Hexenmeister und deren Anhang
verbrannte. Wer weiß, was das alles sein mag. Wahrscheinlich
will man uns auch zur Nachtmusik locken; aber wer weiß,
wie es uns ginge, wenn wir der Einladung folgten." Wir gingen
nun, über die Sache hin- und herredend, miteinander nach Hause.
Mein Vater, dessen Neugierde aufs höchste rege geworden war,
schüttelte den Kopf und stampfte mit dem rechten Fuß auf den
Boden, fasste mich an meiner rechten Hand und sprach: „Bub,
ich sag es dir, wir müssen sehen und wissen, was das für ein
Feuer und für Menschen sind, und wenn es uns das Leben
kostet; darum komme mit mir!" Ich sträubte mich dagegen.
Allein ich musste ihm folgen, indem er mich gleichsam mit sich
fortriss und seinen Worten dadurch Nachdruck gab, dass er
mir mit der rechten Faust recht derb ins Genick schlug, so
dass ich ihm nun gerne folgte. Wir machten uns nun sofort
auf und gelangten endlich am Bach an, worüber ein Steg führte.
Auf diesem blieben wir stehen, von wo aus wir ganz deutlich
die ganze Geschichte übersehen konnten, denn es war kaum
200 Schritte von dem Platze. Aber damit wollte sich mein
Vater nicht begnügen, sondern sprach: „Komm, wir wollen uns


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