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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 242
(PDF, 69 MB)
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242 Mannheimer

— Ein Bauerngespräch aus dem Jahre 1738

Sa seys, leb wohl, Ades! i sieh da Juda nimme,
90 Du Vetter Michel hairsch grüeß mer as Schultza Simme.
Komm au a mohl zu mier, mein Anges kennt de nett,
As stoht der elles z'Dainst, mein Tisch und au mein Bett.

Es folgt jetzt in hochdeutscher Sprache die Continuatio
des Rabenlieds, womit das Stück schließt2.

Anmerkungen.

Die sprachlichen Formen der Verse des Kupferstichs weichen von
denen des Flugblatts ab.

Kupferstich Flugblatt
(stets) die (3. Sg. fem. d. Pron.) (stets) dui
I. hörsch (hörst) 1. g'hairt (gehört)

diend (tun 3. PI. Ps.) 68. theant.

(Über die Form g'hairt vgl. Kauffmann, Gesch. d. schwäb. Mundart
§ 85. Der Kupferstich hat auch die Form Höh [Höhe], wo das
Flugblatt ai setzen würde, vgl. blaid V. 17.)
V. Icah (kann, ohne Nasalbezeich- 8. kan
nung)

VI. Zeita (Zeiten) 10. Zuit-Yertreiher

VII. haut (Analogiebildung zur (überall) hot.

1. Sg. Ps.)

Die Verschiedenheiten zwischen Flugblatt und Kupferstich lassen
wol auf zwei Autoren schließen.

Die Form „Zuit" (V. 10) ist mir unerklärlich und auch nirgends
mundartlich belegt.

Die Orthographie des Flugblatts ist schwankend. Wir finden V. 49
uine (eine), V. 63 uane, V. 8 uaner und uans (auch in V. 28 und V. 54).
Ferner haben wir für mhd. ei die Schreibung oa (koan V. 11), oi, oy.

Die Sprache des Kupferstichs ist stärker durch die Schriftsprache
beeinfiusst als die des Flugblatts.

In der Schreibung „oy" (des Flugblatts) liegt jedenfalls schriftsprachlicher
Einfluss vor.

Die Schreibungen oi und ui deuten wol auf ostschwäbische Aussprache
.

Die Schreibung ua (nur vor Nasal) scheint auf die westschwäbische
Aussprache 09 (vor Nasal) zu deuten, da a im Flugblatt durchweg die
Stelle des 3 vertritt. (Vgl. dazu Kauffmann § 92.)

Das Stück zeigt also offenbar eine Mischung von Mundarten.

Erwähnen will ich noch, dass sich eine Abschrift der Verse des
Kupferstichs auch in der Handschrift „Süssiana" (Stuttgart, Off. Bibl.
cod. hist. fol. 348) findet. Der Abschreiber steht auch unter dem Einfluss
der Schriftsprache, doch ersetzt er auch manchmal schriftsprachliche
Formen des Originals durch mundartliche (tausend durch tausei)-

2 Ein anderes ,Klagelied der Raben" findet sich im Archiv für
Kulturgeschichte IV 3 S. 452.


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