http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1908/0267
Die verlorene Inschrift vom Rheintor
zu Breisach.
Von Wolfgang Michael.
Wer heute dem Städtchen Breisach am Oberrhein einen
Besuch abstattet, dem ist es leicht gemacht, Betrachtungen
anzustellen über die Veränderlichkeit menschlicher Verhältnisse
, und wenn man will, über die Vergänglichkeit irdischer
Größe. Geht man in der oberen Stadt, vom Münster aus, am
Radbrunnen vorbei, die Hauptstraße entlang, so sieht man rechts
und links außer ein paar bescheidenen Häusern nur dürftige
Mauern, dahinter Wiesen und Gärten an der Stelle, wo ehedem
vornehme Gebäude standen, die Wohnungen von wolhabenden
Bürgern, hohen Beamten und militärischen Würdenträgern.
Die Gebäude sind verschwunden und nur hier und da erinnert
noch ein schönes Renaissanceportal an ihre einstige Existenz.
Oder man blicke vom Eckartsberg aus über das ganze Breisach
hin und vergegenwärtige sich die große strategische Bedeutung,
welche dieser Platz, am Rhein, ja ehedem fast im Rhein gelegen
, bei den Kämpfen zwischen Deutschland und Frankreich
besitzen musste. Man versteht es dann, warum diese vom
Wasser umflossene, auf isolierter Höhe gelegene Festung als des
heiligen römischen Reichs Ruhekissen bezeichnet wurde. Man
versteht auch die Erzählung, derzufolge Kardinal Richelieu an
das Sterbelager des Paters Josef herangetreten sei und noch ein
Lächeln auf das Antlitz des Sterbenden gelockt habe durch den
Zuruf: „Mut, Mut, Pater Josef, Breisach ist unser!"
Aber freilich, man versteht auch das Dahinschwinden
dieser strategischen Bedeutung des alten Breisach vor den
Fernwirkungen moderner Artillerie. Man versteht es, warum
seit mehr als anderthalb Jahrhunderten die Festung Breisach
nicht mehr besteht.
Die folgende Untersuchung hat es zwar nicht eigentlich
mit der Geschichte Breisachs, die über das lokalhistorische
Alemannia N. F. 9, 4. yj
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