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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 263
(PDF, 69 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1908/0281
Die verlorene Inschrift vom Rheintor zu Breisach 263

Unterhalb des Giebels befindet sich zwischen je zwei
kurzen dorischen Säulen ein steinumrahmtes leeres Feld, durch
keinerlei bildhauerischen Schmuck oder sonstigen Zierat ausgezeichnet
. An dieser Stelle, heißt es, war einst die lateinische
Inschrift zu lesen:

Limes eram Gallis, nunc Pons et Janua lio;
Si pergunt, Gallis nullibi limes erit20.

An klangvollen deutschen Übertragungen aus alter und
neuer Zeit fehlt es nicht. Das antike Versmaß festhaltend,
dichtete man:

Einst der Gallier Grenze, bin jetzt ihnen Tor ich und Brücke,
Fahren die Gallier fort, gibt's keine Grenzen für sie.

Aus dem 18. Jahrhundert aber stammt die vollere Übersetzung
:

Ich war der Franzen Ziel und ihrer Gränzen Stein,
Nun muss ich ihre Tür und ihre Brücke seyn.
Wenn künftig dieses Volk so schnelle fort will gehen,
So kan vor ihrer Wuth kein Gränzstein mehr bestehen.

Seit Menschengedenken ist aber die Inschrift verschwunden.
Die vielfach herrschende Meinung, sie sei nach dem Ende der
französischen Herrschaft heruntergeholt worden und werde
jetzt irgendwo, z. B. in Karlsruhe, als historisches Kuriosum
aufbewahrt, bestätigt sich nicht, denn sie ist in keinem Karlsruher
Museum erhalten.

Zunächst ist nun hervorzuheben, dass auf dem umrahmten Feld
keine Spur einer ehedem vorhandenen Inschrift zu erblicken
ist. Dieselbe könnte etwa auf zweierlei Weise angebracht gewesen
sein. Entweder befand sie sich auf einer Platte, welche
später entfernt wurde, oder sie war in den Stein gegraben. Es

20 In dieser Form werden die Verse bis in das 19. Jahrhundert
hinein wiedergegeben, nämlich noch bei Kolb, Lexikon von dem Großherzogtum
Baden, 1813, S. 152. Später kam die folgende, etwas veränderte,
aber gewiss nicht verbesserte Version auf, die man heute regelmäßig
zitiert findet:

Limes eram Gallis, nunc pons et janua fio,
Si pergunt Galli, nullibi limes erit.

Schon das Vorkommen zweier vei-schiedener Versionen kann Bedenken
erregen.


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