Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 312
(PDF, 69 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Anzeigen und Nachrichten

einzelt auch die bayrische3, alemannische4 und fränkische Mundart. Wir
sehen also, außer den Sachsen des heutigen Königreichs, alle deutschen
Stämme in ihren Mundarten im Drama vertreten.

2. Die Mundart ist für das englische von viel geringerer Bedeutung
als für das deutsche Drama; sie wird dort fast durchweg von untergeordneten
Personen niederen Standes gesprochen, hier dagegen mitunter
auch von Höherstehenden oder von Hauptpersonen, z. B. im Drama „Isaak"
(1606) des Rostockers Schlue von Abraham und sogar von Jehova selbst.

In England führte die straffe politische Einheit zu einem bedeutenden
Ubergewicht der aus der Hauptstadt London hervorgegangenen Schriftsprache
über die Mundarten; in Deutschland dagegen, wo eine London
entsprechende, das ganze geistige Leben wie in einem Brennpunkt sammelnde
Hauptstadt fehlte, bewirkte die größere geistige Vielgestaltigkeit
und kräftiger entwickelte Eigenart der einzelnen Landschaften ein viel
stärkeres Hervortreten der Mundarten innerhalb der Literatur in der
Schriftsprache.

Lowack hat seine fleißige und gediegene Abhandlung nur vom literaturgeschichtlichen
Standpunkt aus geschrieben; wie er selbst (S. 3) ausdrücklich
betont, lag es nicht in seinem Plan, auch die rein sprachliche
Seite des Gegenstands zu berücksichtigen. Wir wollen darob nicht mit
ihm rechten. Immerhin war diese von ihm selbst gewollte Begrenzung
bedauerlich; eine größere Beachtung auch der sprachlichen Seite des
Themas, wenn auch nur in der Form eines alphabetischen Wörterverzeichnisses
für jede der vorhandenen Mundarten, hätte sicherlich einen dankenswerten
Beitrag zur Geschichte der deutschen Mundarten ergeben. Auch
wäre es richtig gewesen, die einzelnen mundartlichen Bestandteile auf
ihre Echtheit zu prüfen. Vielleicht unterzieht sich der Verfasser dieser
Aufgabe später einmal.

Die Ausdrucksweise Lowacks ist mitunter schwerfällig, von überflüssiger
Umständlichkeit und ungeschickt. Er hat eine besondere Vorliebe
für umschreibende Wendungen. Ein Satz wie: „Endlich ist noch
eines Stücks Erwähnung zu tun, das mit dem 30jährigen Kriege allerdings
nichts zu tun hat" (S. 112) lässt die Feile vermissen. Beispiele
für schlechtes Deutsch liegen vor in folgenden Sätzen: „Der Bauer Celjax
muss sich anhören, dass die Landleute zu dumm seien, gutes Bier zu
brauen", und „Celjax wird zum Gelächter gemacht" (beides S. 143).

Freiburg i. B. Eduard Eckhardt.

3 Ihre überragende Stellung im deutschen Drama gewann die bayrischösterreichische
Mundart also erst im 19. Jahrhundert.

4 Alemannische Mundart enthalten das Dreikönigsspiel des Schweizers
Peter Spichtig (1658) und zwei Stücke von Heinrich Leopold Wagner
(1775 und 1776), darunter die schon erwähnte „Kindermörderin", mit Einlagen
im Straßburger Dialekt. Unser badisches Alemannisch fehlt also völlig.

Der S. 248 angekündigte Aufsatz: „Zum Minnesang im Lande Baden"
kann wegen Raummangel erst im nächsten Heft erscheinen.

Die Alemannia hört mit diesem Hefte auf zugleich Zeitschrift
der Freiburger Gesellschaft für Geschichtskunde zu sein.


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