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Bu&enmaier

Frauen, teils durch schöne Stickereien, die an Niederlagen geliefert wurden,
so viel verdienten, daß sie nur einen kleinen Zuschuß der Eltern für die eigene
Ausstattung benötigten.

Adelige Damen stickten vielfach für ihre Kirchen und Hauskapellen, denn
fast jedes Palais enthielt eine Kapelle und fast jede adelige Familie besaß ein
Palais. Wir werden auch später von der Prinzessin Eugenie hören, daß sie es in
Handarbeiten zu großer Kunstfertigkeit gebracht hat.

Außerhalb des Hauses war die Münchnerin vergnügungssüchtig. Im Karneval
herrschte in Bayerns Hauptstadt ein Maskentreiben wie in Italien. Jung und Alt
zog in allen möglichen Trachten, mit und ohne Larven, durch die Straßen. Die
Gasthäuser waren von allen möglichen kostümierten Menschen besetzt. Auch in
den Salons wurden Kostümfeste gefeiert.

In seinen „Hundert Sonderbarkeiten" ereiferte sich Westenrieder über die
vielen Hazard- und achttägigen Kegelspiele, über die zahllosen Kaffee- und
Bierschenken, die zugleich Trink- und Spielstuben waren. Über die Leichtfertigkeit
des damaligen Lebens äußerte er sich: man verzehrt das Doppelte von dem, was
man einnimmt, und die Listen der unehelich Geborenen sind den Verzeichnissen
der in ordentlichen Ehen erzeugten Kinder gleichzählig.

Bei den Gastmählern wurden dreißig und mehr Schüsseln aufgetragen. Aus
Liebe zur Mäßigkeit und zur Vereinfachung der Sitten wurde die „löbliche
Gesellschaft zu den sechs Schüsseln" gegründet. Diese „Einfachen" nahmen ihr
wöchentliches Diner in einer Villa oder in einem Sommerschlößchen eines Gesell-
schaftsmitgliedes ein.

Auch Eugen Beauharnais war in diesen Dingen ein Kind seiner Zeit geblieben.
Feste, Bälle, Theater wechselten mit Einladungen im Königspalais in München
oder in Augsburg oder Konstanz bei seiner Schwester Hortense. Hortenses Haus
war auch eine Stätte, an der sich die ausgewiesenen Bonapartisten versammelten.
Immer wieder wurde Eugen mit Napoleon und seinen Anhängern in Zusammenhang
gebracht, obwohl er sich allen Umtrieben fernhielt. Sicher jedoch war, daß
er sich für den Sohn Napoleons, der in Österreich aufwuchs, bereit hielt, falls
es einmal notwendig würde.

Während sich die Familie in Baden-Baden im Sommer 1821 aufhielt, erreichte
sie am 11. Juli die Nachricht, daß Napoleon am 5. Mai auf St. Helena nach
vierzigtägiger Krankheit gestorben sei. „Wir vergossen aufrichtige Tränen",
schreibt Auguste in ihr Tagebuch, Auguste, die nur immer für sich und ihre
Familie von ihm Unglück kommen sah. „Ein großer Mann weniger" steht in
ihrem Tagebuch zu lesen... „jetzt erst wird man seinem Andenken gerecht
werden und ihn unparteiisch beurteilen, er hat manches Unrecht getan, aber auch
große Dinge vollbracht." Eugen ließ nach seiner Rückkehr in Ismaning für seinen
Stiefvater einen Trauergottesdienst abhalten.

Wir möchten nicht versäumen, den Nachruf Stephanies von Baden, die auch
eine geborene Beauharnais war und gleichfalls vom Kaiser adoptiert wurde,
einzufügen: „Der die Welt erzittern ließ, den die Könige der Erde anbeteten und
dann verrieten, ist nicht mehr! Er ist auf einem Felsen über tausend Meilen fern
von Familie und Heimat gestorben... Tröste dich! der Tod hat dich auf deinen
Thron zurückgeführt, deine Schattenseiten, deine Fehler sind jetzt untergegangen
in der Masse deiner großen Eigenschaften, deiner erstaunlichen Erfolge. So wie


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