Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0068
46

Buckenmaier

vorzüglichsten Bürgertugenden in Familie, Beruf und im öffentlichen Leben zu
pflegen, wie auch die Mitbürger und Bürger, wo es nötig, materiell zu unterstützen
. Aber die vielen Kriege, Krankheiten und Seuchen hatten einen großen
Teil des Volkes entwurzelt. Zwar scheinen immer mehr Ansätze im Fürstentum
gewesen zu sein, die ärmste und unterste Volksschicht zu heben. Jedoch waren
die Mittel zu wenig oder verkehrt angewandt. In den Verhandlungen des erster.
Landtags zu Hechingen in den Jahren 1835 bis 1836 wurde viel über die
soziale Lage des Volkes und deren Verbesserung gesprochen (23. ordentliche Sitzung
der Landesdeputation 3. Februar 1836). Es waren Bittschriften der Gemeinden
vorhanden, die auf „möglichsten Nachlaß der hartdrückenden Feudallasten
und Leibeigenschaftsabgaben" hinausliefen. Ein weiterer Antrag auf Errichtung
eines Arbeits- und Armenhauses stand zur Debatte. Der Abgeordnete Blumen-
stetter führte aus: „Es kann und wird bei uns in vielerlei Hinsicht so lange nicht
anders und besser werden, bis wir eine Armen- und Strafanstalt haben; der Hausund
Gassenbettel mit all seinen verderblichen Folgen, die moralische und physische
Verwahrlosung der ganzen Bettlerzunft, die Vermehrung und Ausbreitung derselben
auf allen illegitimen Wegen bis zur Sündflut einerseits, und anderseits
die Haus- und Felddiebstähle, Raufhändel und Schlägereien, uneheliche Schwängerungen
, Nachtschwärmerei, Lästerung, garstige Maulfrechheit und alle Un-
fläterei überhaupt, werden so lange nicht aus unserem Vaterlande verschwinden,
bis wir ein Haus haben, worin wir allen Auskehricht absetzen können ... Für
die Armen, Unschuldigen und Unterstützungswürdigen nämlich, (die andern gehören
in die Strafanstalt), haben wir schon als Menschen, und doppelt als Repräsentanten
die heiligste Pflicht zu sorgen ... Sie werden auch damit übereinstimmen
, daß ein Armenhaus für uns ebenso erwünschlich, als notwendig sei."
Es wurde erwogen, ob sich diese Anstalt nicht im ehemaligen Kloster Stetten
unterbringen lasse. Aber trotz sorgfältiger Prüfung und Erwägung der Verhältnisse
kam keine der Anstalten zur Ausführung30). Wahrscheinlich scheiterte
der Gedanke und dessen Ausführung an der finanziellen Seite. Die Landschafts-
kasse hatte kein Geld, die Zehnten, Fronden und manche Steuern sollten fallen
und fielen, um das „harte und traurige Schicksal der niederen Volksklasse" zu
erleichtern. Trotzdem konnte auch das nicht helfen. Der Abgeordnete Diebold,
der die ihm zur Prüfung vorgelegte Diätenrechnung von 63 fl. durchstrich und
zu Gunsten der Landschaftskasse verzichtete, hatte keine Gesinnungsgenossen.
Zwar appellierte er mit folgenden Worten an die übrigen Mitglieder der Landesdeputation
: Ich habe mich während des ganzen Landtags immer für Schonung
und Erleichterung unseres armen Völkleins ausgesprochen, ich will ihm nun
zeigen, daß es mir ernst war, und daß ich es nicht nur mit dem Munde, sondern
von Herzen gut mit ihm meine. Durch mich sollen seine Lasten nicht vermehrt
werden! Ebenso habe ich da und dort von Opfern gesprochen, welche die Höhergestellten
, die Reichen, die, so ungekümmert Brot haben, in christlich-brüderlicher
Gesinnung der ärmeren Volksklasse bringen sollten; — was ich nun von
Anderen forderte, will ich hier zuerst selbst tun. Ich verzichte, wie gesagt, auf
meine Diäten und will umsonst gearbeitet haben." Ein weißer Rabe in der
Abgeordnetenkammer!

Acht Jahre später, im Februar 1844, hat Lehrer Valentin Kohler aus Hechingen
einen Plan zur Gründung einer Versorgungsanstalt vorgelegt, auf den lange
Zeit nichts erfolgte31). Im Februar 1847 bekam ihn Fürstin Eugenie zu Gesicht.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0068