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Buckenmaier

Dirnen, wenn sie in sündhaftem Zustande aus fremden Dienstorten hier ankommen
, Betten gekauft, Kindzeug angeschafft, Wochenbettgelder bezahlt wurden
..., daß ihnen z. T. ihre Kinder abgenommen in Kost und Erziehung
gegeben wurden, damit sie frei ausgehen konnten, um nach einiger Zeit wiederzukommen
, wie sie kürzlich da waren. Im Jahre 1843 überstiegen uneheliche
Kinder die Zahl fünfundvierzig."

Handel, Industrie und Verkehr lagen in diesem Jahrzehnt noch sehr danieder,
obwohl in der Deputiertenkammer zu ihrer Hebung immer wieder Vorschläge
gemacht wurden. Die Lebensgrundlage der Bevölkerung war hauptsächlich Landwirtschaft
, die aber mancherlei aus dem „Auslande" beziehen mußte. Zwar
wurde viel Hanf und Flachs gebaut, auch Linnen gesponnen und der Überfluß
an Schweizer Tuchhändler verkauft, aber trotz allem blieb ein großer Teil der
Bevölkerung arm.

Dieser sozialen Not zu steuern, sollte Eugeniens vornehmste Aufgabe werden.
Nachdem sich die Erbprinzessin auf Schloß Lindich heimisch gemacht hatte,
trafen im Jahre 1827 ihre Mutter Auguste, die Brüder August und Maximilian
von Leuchtenberg und Herzog Max von Bayern bei ihr ein, um längere Zelt
dort zu Besuch zu weilen.

Das orpheische Hechingen

Erbprinz und Erbprinzessin brachten wieder in das Hofleben mehr Glanz.
Hatte Fürst Hermann Theater und Hofkapelle aus Sparsamkeitsgründen abgeschafft
, so trug sich der Erbprinz mit dem Gedanken, diese wieder aufleben
zu lassen. Er mag wohl von Eugenie dabei unterstützt worden sein, die ebenfalls
, wie ihr Gatte, sehr musikliebend war. Dabei kamen ihnen die nahen verwandtschaftlichen
Beziehungen nach München zustatten. Schon im Jahre 1826
hatte Erbprinz Friedrich Wilhelm Konstantin den Violinisten Georg Wichtl, der
damals mit 21 Jahren beim Orchester des Isartor-Theaters tätig war, für seine
im Wiederaufbau begriffene Hofkapelle gewonnen. Er war bei ihm durch seine
Erstlingskomposition aufgefallen. Wichtl wurde am erbprinzlichen Hofe Leiter
der Kapelle und nahm gleichzeitig die Stelle des ersten Geigers ein. Zwei Jahre
später übernahm Thomas Täglichsbeck, den der Erbprinz ebenfalls aus München
holte, die Stelle des Kapellmeisters, Wichtl blieb Stellvertreter. Aber in
Wichtl lebte ein so großer Schaffensdrang, daß ihm die Tätigkeit in der Hofkapelle
allein nicht genügte. Er übernahm die Musikerziehung des Volkes. Der
rastlose und hochtalentierte Hofmusiker brachte es auch zuwege, daß er seine
Hechinger Mitbürger in ungewöhnlicher Weise für Musik und Gesang begeisterte
. Er begann mit einer privaten Singschule für Kinder, die in nur drei
Jahren von 8 auf 40 Schüler anwuchs, mit denen er in kurzer Zeit eine Kinderoperette
zur Aufführung bringen konnte. Seine Schüler und Schülerinnen trugen
zur Hebung des Kirchengesanges bei, indem sie die Solopartien vortrugen. Daß
damit Erbprinzessin Eugenie in hohem Maße einverstanden war, geht daraus
hervor, daß sie selbst hin und wieder bei kirchlichen Gesängen mitwirkte. In
der von ihr später gegründeten Kinderbewahranstalt führte sie selbst das Singen
ein. Die Kindersingschule Wichtls bestand allerdings nicht lange, wohl weil bald
Fürst Konstantin den Gesangsunterricht in den Schulen seines ganzen Fürstentums
einführen ließ (1838).


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