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Eugenie Fürstin von Hohenzoilern-Hechingen

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drangen die Regierangsgeschäfte darunter leiden mußten. Die Landeskommission
sah sich daher veranlaßt mit einer Eingabe an den Erbprinzen heranzutreten:
„Euer Hochfürstliche Durchlaucht... möchten jedes, Ihnen zu Gebot stehende
Mittel ergreifen, um den angeregten, sehr bedauerlichen Zustand in Bälde nach
Thunlichkeit abzuhelfen"94). Unterschrieben war die Eingabe von Dr. Koller,
Direktor, Pfarrer Blumenstetter und Pfarrer Diebold als Sekretär. Einige Monate
später beantragte der Erbpinz, nachdem sein Vater schon Antrag gestellt
hatte, beim König von Preußen, mit der Geheimen Konferenz über seine Mitregentschaft
zu beraten. Diese trat jedoch nicht ins Leben, aber Konstantin
regierte von da ab im Sinne und für seinen Vater.

Bei Übernahme der Regierungsgeschäfte durch seinen Sohn erließ der Fürst
nachstehenden Aufruf, den wir teilweise wiedergeben möchten, da er die väterliche
Gesinnung des Regenten gegenüber seinem Volke zeigt:

„Liebe Landsleute! Der seit Jahren leidende Zustand meiner Gesundheit hat
sich vorigen Sommer so verschlimmert, daß ich dem Tode entgegensah. Die göttliche
Barmherzigkeit schenkte mir das Leben, aber mit dem erforderlichen Eifer
die Regierungsgeschäfte fortzuführen, bin ich bis jetzt nicht im Stande und bin
nun gezwungen zu meiner Wiedergenesung vorerst eine Reise und alsdann eine
besondere Pflege noch längere Zeit zu gebrauchen und mich ihr zu widmen.
Wendet Euch nun inzwischen in allen Vorkommnissen die dem Regenten gehören,
an meinen geliebten Sohn und Erbprinzen und sehet dasjenige, was er Euch
sagen und an Euch erlassen wird, gerade so an, als wenn es unmittelbar von
mir herrührte — er denkt edel und liebt Euch, darauf könnt Ihr Euch verlassen
..." Der Fürst wünscht, daß die Landesdeputierten immer dem Vertrauen
des Volkes entspredien und sie dessen Vertrauen besitzen. „Was Euer
Regent tun kann, um Eure Lage nach Möglichkeit zu erleichtern, wird er gewiß
immer tun." Er warnt vor Grobheit, die keineswegs Aufrichtigkeit bedeutet,
vor Beleidigung, die keine lobenswerte Gradheit sei. Sie sollen nicht auf Verführer
hören, die eine heuchlerische Sprache führen und es nicht gut mit dem
Volke meinen, die unausführbare Dinge vorspiegeln. Wenn man eine Beschwerde
habe, so „versteht Eure natürliche und ungezwungene Sprache Euer Landesfürst,
der ja Euer Landsmann ist und unter Euch lebt, zuverlässig am besten...
Bleibet einfach und schlicht und recht und Gottes bester Segen wird sicherlich
Euch werden... Ungewiß sind die Ergebnisse der Zukunft, ungewiß die Wiederherstellung
meiner Gesundheit und die Dauer meines Lebens, aber was der
Allmächtige auch über mich beschließen will, und sollte er mich zu sich berufen,
so wird immerhin, ja selbst im brechenden Auge meine Liebe zu Euch noch zu
finden sein, und unveränderlich erhaben über alle Vorkommnisse werden die
Gefühle des Herzens für Euch bis zum letzten Atemzug bei mir verbleiben"95).

Diese edle und aufrichtige Gesinnung des fürstlichen Schwiegervaters mag
auch Eugenie zu diesem einsamen und kranken Mann hingezogen haben. Ihr
Schmerz über dessen Tod ist tief. „ ... Wir sind sehr unglücklich, denn der
Verlust des Vaters ist ein herber Schlag und die Vereinsamung meines Gatten
lastet schwer auf mir. Auch ich verliere viel in dem einzigen Wesen, welches
mir blieb, dem ich den süßen Vaternamen geben konnte. Aber der arme Kranke
ist jetzt glücklich, denn sein Leiden und sein qualvolles Leben sind zu Ende.
Am 12., zwei Stunden nach dem Diner, bei dem er nur eine Suppe zu sich
genommen hatte, traf ihn ein Schlaganfall. Glücklicherweise war er sofort be-


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