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Buckenmaier

gezogen, aber die Gewehre sind nicht fertig, da sie überholt werden." Man soll
ihm von Sigmaringen leihen104).

Für Ansprüche des Landes an die Hofkammer zahlt Fürst Konstantin 155 000
Gulden an die Landschaftskasse, die damit einmal wieder ihrer dringendsten
Sorgen ledig ist.

Die Fürstin aber hatte sich ein anderes Aufgabengebiet gewählt. Sie führte ihr
als Erbprinzessin begonnenes Werk der tätigen Nädistenliebe weiter. Ihr gehörten
die Kinder, die Alten, die Kranken, die Armen, die Priester, Kirchen und
Schulen. Auch ihr persönliches Leben änderte sich nicht. Neben der regierenden
Fürstin und Landesmutter blieb sie die sorgende Gattin und Hausfrau, die
liebenswerte und reizende Gastgeberin.

Eugeniens Tagewerk als Fürstin begann mit Gebet, das sie kniend zu
verrichten pflegte. Ihren Betstuhl, der heute noch in Benützung ist, hat sie der
Stiftskirche geschenkt. Er ist ein einfaches Möbelstück, dessen Stoffbezug ein
großes Rosenmuster in Straminarbeit zeigt. Auch bei kirchlichen Paramenten
findet dieses Muster der Fürstin vielfach Verwendung.

Zu jeder Jahreszeit besuchte sie den Gottesdienst in der Stadtkirche, sofern
es ihr Gesundheitszustand erlaubte. Selbst im Winter nahm sie an den fast
noch in der Nacht abgehaltenen Rorateämtern teil. Die morgendlichen Stunden
gehörten ihr. Um 11 Uhr besuchte sie gewöhnlich die von ihr gegründete
Kinderbewahranstalt, von der wir später noch hören. Um ein Uhr war Mittagstafel
. Dann erholte sich die Fürstin beim Spaziergang in ihrem Park. Danach
setzte sie ihr Tagewerk fort. Sie besuchte Kranke und Arme, ritt oder fuhr
aus. Sie schrieb Briefe an die verzweigte Verwandtschaft, las, besonders in
geistlichen Büchern, von denen sie die Nachfolge Christi bevorzugte, spielte auch
hie und da Schach und hatte noch manche Stunde für ihre nähere Umgebung
und die Pflichten des Hoflebens übrig. Sonntags sah man sie regelmäßig bei den
Hofkonzerten. Der Tag endigte mit ihrem Nachtgebet, das sie auf ihrem Betschemel
verrichtete. Trotz ihres natürlichen und lebhaften Temperaments war sie
von tiefer Religiosität durchdrungen. Sie verwuchs nodi inniger mit ihrer Religion,
als sie erkannte, daß die Krankheit, die sie befallen hatte, ihr nur nodi eine kurze
Lebensdauer gewährte. Äußerlich gelassen nahm sie das schwere Schicksal auf
sich, die Gewißheit, dem Lande keinen Erben geben zu können. Wie ihr Herz
bei diesem Gedanken aber blutete, können wir nur hin und wieder zwischen
den Zeilen der Briefe an vertraute Persönlichkeiten lesen. Kinder aber mußte sie
um sich haben, Kinder liebte sie105).

Durch den Tod des Fürsten, der nun nicht mehr ihrer Pflege bedurfte, war es
Eugenie möglich, wieder einmal die Mutter in Ismaning zu besuchen. Auguste
verzeichnete: „Ma bonne Eugenie est arrivee 8h V* Sie ist so glücklich bei mir zu
sein wie ich, sie da zu haben, en general c'est une grande joie dans la Maison
car on l'aime extremement."

Mutter, Eugenie und Theodolinde machten die üblichen Besuche in München.

Es traf die Nachricht ein, daß Eugeniens Bruder Max in Petersburg gut angekommen
sei. Zur Erläuterung muß gesagt werden, daß die Zarenfamilie im
Sommer in München war und daß man in beiderseitigem zähen Verhandeln die
Eheschließung von Max mit der Großfürstin Marie vorbereitete. Max war nach
seiner Ankunft sofort beim Zaren in Tsarkoe Selo (Zarskoje Selo) vorgelassen
worden.


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