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Eugenie Fürstin von Hohenzollern-Hediingen

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Kurz vor der Rückkehr der Angehörigen Eugeniens aus Dieppe, am 10.
September 1839, konnte die Fürstin die Kinderbewahranstalt, die in der Heiligkreuzstraße
erbaut worden war, eröffnen. 60 Kinder zogen gleich zu Anfang
in das neue Haus ein. Jährlich verwandte Eugenie auf die Anstalt 1800 bis
2000 Gulden. Mehrere Stunden des Tages verbrachte sie bei den Kindern. Mit
einem Schiebkärrchen fuhr sie oft die Kleinen im Garten umher und trug sie
„Huckepack", dabei ließ sie die Zunge umschlagen, um das Galoppieren des
Rößleins nachzuahmen. Zu ihren Kindern führte sie jeden Besuch, die Kleinen
pflegten sie „Fürstenmama" zu nennen. An Weihnachten half sie den Tannenbaum
schmücken, legte die Gaben auf und überreichte sie vielfach selbst. Den
Mummenschanz zur Fastnachtszeit machte sie mit ihren Kindern mit. An Ostern
suchte sie die von den letzten Nonnen von Stetten im Gnadental gefärbten
Ostereier mit den Kleinen in den Verstecken auf. Jedes Kind erhielt von ihr
beim Eintritt in die Schule einen Katechismus, betitelt: Erster Unterricht von
Gott110).

Um die Einrichtung der Bewahranstalt zu fundieren, verfaßte die Fürstin
Statuten. Da sie selbst nur mit einer kurzen Lebensspanne rechnete, übergab sie
für den Todesfall ihrem Beichtvater, dem Geistlichen Rat Bulach, auf Lebensdauer
die Oberleitung der Kleinkinder-Bewahr- und Erziehungsanstalt. Danach
sollte die regierende Fürstin oder eine Prinzessin des Hauses die Leitung übernehmen
. In der Verwaltung teilte sich vorläufig der Stadtpfarrer und Geheimrat
von Frank. Die Statuten schrieben vor, daß nur eheliche Kinder katholischer
Eltern in die Anstalt aufgenommen werden sollten. Die Höhe der Verwaltungskosten
waren jährlich mit 2000 Gulden vorgesehen. Diese Summe sollte nicht
vermindert werden. Sollte ein weiterer Ausbau der Anstalt stattfinden, so hatte
der Erbe dafür aufzukommen. Der Zweck des Hauses war, Kinder von 3 bis 6
Jahren tagsüber zu verwahren, zu beaufsichtigen und zu pflegen, um sie vor
Unglück und Schaden an Seele und Leib sorgfältig zu bewahren und ihnen
während dieser Zeit die ihrem Alter und ihren Fähigkeiten entsprechende Erziehung
und Bildung zu erteilen. Es gab damals nur wenige Einrichtungen dieser
Art. Eugenie mochte sie bei ihrem Aufenthalt in Bayern kennen gelernt haben111).

Eine Haus- und Tagesordnung regelte die Erziehung der Kleinen. Sie lernten
beten, erhielten Belehrungen, wurden mit Kleinigkeiten beschäftigt, das Spiel
nahm viel Zeit ein, es sollte möglichst im Freien stattfinden, um V2I2 Uhr war
Mittagessen. Es gab eine nahrhafte und kräftige Suppe für die ärmeren Kinder
oder für solche, die nicht zum Mittagessen nach Hause abgeholt wurden. Nach
dem Essen wurde den Kindern Gesicht und Hände von der Köchin abgewaschen.
Daraufhin hatten sie zu schlafen. Später ging der Tageslauf nach dem Stundenplan
weiter. Am Spätnachmittag wurden die Kleinen nach Hause zurückgeholt.
Zur Betreuung waren vorgesehen: eine Vorsteherin, sieben Aufsichtsfrauen, die
sich im Dienste abwechselten, eine Waschfrau mit Gehilfin, eine Lehrerin und
eine Köchin.

Eugeniens Werk, das sich inzwischen baulich nur wenig verändert hat, blieb
bis zum heutigen Tag erhalten. Noch immer trippeln kleine Füße durch das
Haus und lernen spielen, sich an Ordnung und Zucht gewöhnen112).

An der Vorderfront der Anstalt steht die aus weißem Tiroler Marmor
gehauene Büste der Fürstin in einer in deutscher Renaissance reizend komponierten
Loggia. Die Büste wurde von einem gebürtigen Hechinger namens Josef

IX


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