Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0118
96

Buckenmaier

Die volksnahe Fürstin

In der Stadtsdiule zu Hechingen fand sie zu ihrer Freude manchen ihrer
Lieblinge aus dem Kinderhause wieder, und stundenlang weilte sie in den verschiedenen
Klassen, um sich vom Unterricht und Fortschritt der Kinder zu überzeugen
. Sie steigerte dadurch den Eifer und die Lernlust der Schüler, denn den
Kindern galt der Beifall der Fürstin viel. Arme Kinder, die sich durch Anständigkeit
und Fleiß auszeichneten, durften sich ihrer besonderen Gunst erfreuen
und auch späterhin auf ihre Hilfe bauen. Sie unterstützte die
jungen Theologen mit bedeutenden Studiengeldern und unbemittelte Knaben
ließ sie auf ihre eigene Kosten ein passendes Handwerk erlernen. Ihr ganzes
Mitleid schenkte sie körperlich und geistig verkümmerten Kindern. Einem
armen, krüppelhaften, aber äußerst braven Knaben, der schon während der
Kinderhauszeit zu ihren Lieblingen zählte, wandte sie eine wahrhaft mütterliche
Liebe zu. Am Tage seiner Erstkommunion ließ sie ihn neu kleiden
und beschenkte ihn reichlich. Als er später erkrankte, besuchte sie ihn öfters
in der ärmlichen Wohnung der Eltern, sprach ihm Trost zu und kam nie mit
leeren Händen. Wenn in den Schulen die Prüfungen beendet waren, machte sie
mit den Schulkindern einen Spaziergang, der gewöhnlich auf den Lindich führte,
auf den Brielhof, auf die Burg Hohenzollern, auch einmal auf die Höhen von
Bechtoldsweiler. Die Kinder holten die Fürstin an der Villa Eugenia ab, und
sie ging mit ihnen zu Fuß an die einzelnen Orte, wenn auch der Wagen nachfolgte
. Auf den Spaziergängen wurde hin und wieder halt gemacht und ein Lied
gesungen. Am Ziel angelangt, waren eine Reihe Tische aufgebaut, auf denen
für jedes Kind ein Teller mit Kuchen, Wurst, Käse und Brot stand, sowie Getränke
. Die Fürstin ging zwischen den Tischen umher und freute sich an den
rotwangigen und fröhlichen Gesichtern der Kleinen. Hernach wurden volkstümliche
Spiele aufgeführt. War man auf der Zollerburg, die damals noch Ruine
war, so war für die Kinder der Eintritt in den noch erhaltenen, reich mit Bildern
und Rüstungen ausgestatteten Rittersaal, den Bergfried und die Michaelskapelle
gestattet. In der Kapelle sangen die Schüler ein geistliches Lied.

Eugenie weilte gerne in der hochgelegenen Michaelskapelle, der sie zwei Betstühle
schenkte, deren Bespannung sie selbst verfertigt hatte. Sie genoß vom
Burgumgang die herrliche Rundschau und erfreute sich an der großartigen Aussicht
, die sich bei gutem Wetter bis weit in den Schwarzwald hinein erstreckte.

War der Ausflug beendet, so begleiteten die Kinder die Fürstin bis zu ihrer
Villa zurück und als Dank brachte ein älterer Sdiüler auf sie ein Hoch aus.
Den Kindern der israelitischen Schule bereitete die Fürstin in ihrem Gerechtigkeitssinn
die gleiche Freude. Auch die jüdische Industrieschule hatte sie stets mit
gleichen Gaben wie die christliche bedacht.

Mit Vorliebe weilte die Fürstin bei Volksbelustigungen. Am ersten landwirtschaftlichen
Fest, das vor dem Schloß Lindich auf der sogenannten „Platte"
stattfand, war sie den größten Teil des Nachmittags dabei, um den altherkömmlichen
Volksbelustigungen zuzusehen. Auch in der Fastnacht schaute sie sich
mit Vergnügen die am Schlosse vorbeiziehenden Maskenzüge an. Sie selbst hatte
sich bei Hofbällen schon in München, dann in Hechingen und Stuttgart durch
vorzüglich gewählte Kostüme ausgezeichnet. Den Fastnachtsdienstag schenkte sie
ganz den Schulkindern. Vor dem Rathaus waren mehrere Marktstände aufge-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0118