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Eugenie Fürstin von Hohenzollern-HeAingen

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und Macdonalds den Sieg über die Österreicher an seine Fahnen. Nach dem
Zusammenschluß des Rheinbundes sollten die Rheinbundfürsten die Angehörigen
ihrer Häuser, sofern sie auf Feindseite Militärdienste taten, zurückziehen, anderenfalls
, so lautete Napoleons Befehl, sollten diese ihrer Apanage verlustig gehen.
Auch Feldmarschall Prinz Xaver fiel unter diesen Erlaß, jedoch scheint dieser ihn
unangefochten zu haben, da er den österreichischen Dienst nicht quittierte141).
Konstantin sagte in einem Brief über ihn, daß das Haus auf den alten Herrn
in Wien nur stolz sein könne. Er habe ihm nur immer Ehre gebracht142). Deshalb
war er auch empört, als die Leiche des Feldmarschalls aus Wien nach Hechingen
zur Beisetzung überführt wurde, diese nur von einem Portier (von Konstantin im
Brief selbst viermal unterstrichen) begleitet wurde. Sein Sohn ließ wissen, die Erbschaft
sei nicht so glänzend ausgefallen, und er bitte, keinen so großen Aufwand
bei der Beisetzung zu machen. Konstantin schmerzte es, daß man von ihm als
Chef des Hauses glaubte, er würde den Erben in pekuniärer Hinsicht für die
Beisetzung in Anspruch nehmen148).

Am 16. April nachts ging der Leichenzug zur Stadtkirche mit den sterblichen
Überresten des Feldmarschalls. An der nächtlichen Leichenfeier nahm tiefbewegt
auch die Fürstin teil. In ihr erwachten Erinnerungen an ihren Vater und an die
Zeiten, da sie als Kind in Italien weilte. Der von Oberstleutnant Niedermayr
ausgearbeitete Plan für die Beisetzungsfeierlichkeiten sahen eine Leichenfeier wie
für einen Prinzen des Hauses vor, schlicht und würdig, dem Charakter des Toten
entsprechend. Am anderen Tag fand der Seelengottesdienst für den Feldmarschall
in der Stiftskirche statt144).

Die Stiftskirche zu Hechingen — auch Stadtkirche genannt — war eines der
ersten Werke aus dem Zeitalter des Klassizismus. Kein geringerer als der Südfranzose
Michael d'Ixnard, der im Jahre 1723 zu Nimes in der Grafschaft Languedoc
geboren wurde, war der Schöpfer dieses Baues. Im Jahre 1780 begann er mit der
Errichtung. Obwohl er seinen Wohnsitz in Trier hatte, war er fürstlicher Baudirektor
.

DTxnard muß als einer der ersten Architekten jener Zeit angesprochen werden
, da seine Schöpfungen, wie das Schloß zu Koblenz und die Kuppelkirche
von St. Blasien im Schwarzwald als bahnbrechend für den deutschen Klassizismus
bezeichnet werden. Leider kam er meistens mit seinen Auftraggebern in Zwistig-
keiten, weil er seine Kostenvoranschläge nicht einhalten konnte, die Bauten wegen
großer Arbeitsüberlastung nur wenig beaufsichtigte und dadurch manches wieder
eingerissen werden mußte, was bereits aufgebaut war.

Sein Entwurf für die Stiftskirche war großzügig, besonders was die Westfassade
anbetraf, konnte aber in diesem Ausmaß aus finanziellen Gründen nicht
ausgeführt werden. Welche Beachtung unter Zeitgenossen damals der Neubau
der Stiftskirche gefunden hat, geht aus Goeckingk's Journal hervor, in dem
Nicolai den Bau als „ein wahrhaft schönes Stück von Architektur, an welchem
ein Reisender nie vorbeifahren wird, ohne zu bewundern", nennt. Auch Goethe,
der sich nach seiner italienischen Reise sehr für den Klassizismus interessierte und
sich an den Schöpfungen der Griechen begeisterte, erwähnt anläßlich eines Aufenthalts
in Hechingen die Stiftskirche sehr lobend. In der Kunstgeschichte nennt
sie G. Dehio, der beste Kenner der deutschen Kunst, „ein Musterbau des
Klassizismus". Die Stiftskirche steht gleichbedeutend neben anderen Bauwerken


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