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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0126
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Buckenmaier

Die Gemäldegalerie

Durch das Erbe von seiner Mutter erhielt Konstantin die Möglichkeit, eine
Gemäldegalerie einzurichten152). Finanzrat Freiherr v. Billing brachte in 42 Kisten
Gemälde, Möbel und Altertümer von Wien nach Hechingen. Später kamen noch
neue Kunstgegenstände aus den schlesischen Besitzungen dazu. Zuerst wurden die
Gemälde und Kunstgegenstände im Schloß Lindich aufgestellt, später aber im
nördlichen Flügel des neuen Schlosses untergebracht. Längere Jahre waren sie
dem Publikum zugänglich. Aufsicht darüber führte der Kunstkenner Carry, der
für den Fürsten auch viel Geschäftliches zu erledigen hatte. Galeriediener war
Johann Diebold.

Ein langwieriger Prozeß, den der Fürst um sein mütterliches Erbe zu führen
hatte, sprach ihm schließlich den größten Teil der wertvollen Gemäldesammlung
zu, nebenbei auch eine Pistolen- und Waffensammlung des Herzogs Peter von
Kurland. Über die Größe der Sammlung an Gemälden unterrichtet ein Brief
des Finanzsachverständigen Lorch. Er erwähnt 561 Gemälde, darunter 50
Kupferstiche. Die Gewehr- und Pistolensammlung bezifferte er auf mehrere
hundert Stück. Eugenie hatte sicher an der Gemäldesammlung und den übrigen
Kunstgegenständen, die diese enthielt, viel Freude, da sie doch selbst den Pinsel
führte und der Vater sich einst im Leuchtenbergpalais auch eine Privatsammlung
angelegt hatte. Ihre fortschreitende Krankheit mag sie zwar davon abgehalten
haben, die Sammlung öfters zu besichtigen. Hier sei noch einer Malerei der
Fürstin gedacht, die sie dem Grafen Stillfried schenkte. Es handelt sich um einen
kleinen Tisch, auf dessen Platte die Fürstin die Portraits von fünfundzwanzig
Hohenzollernfürsten und -grafen der Linie Hechingen, Sigmaringen und Haigerloch
gemalt hatte. Rings am Rande des Tisches stand: „Allewege siege Wahrheit,
Klarheit — Ober Trug und Lüge. Aus Trümmern aufs Beste — Erstehe die Feste.
Allweg gut Zollern." Der zweite Spruch bezog sich auf die im Auftrag des
Königs begonnene Arbeit des Grafen, die Stammburg wieder aufzubauen.

Die Sammlung an Gemälden war im Neuen Schloß auf fünf Räume verteilt153
). Das erste Zimmer enthielt Bilder aus der neueren deutschen Schule,
darunter solche von Rebell, ein Schadow, von Heideck und ein Karton von
Overbeck. Im zweiten Zimmer befanden sich Bilder der altdeutschen Schule
nebst Glasmalereien von ausgezeichneter Schönheit aus dem 15. und 16. Jahrhundert
. Das dritte enthielt Italiener aus den älteren Schulen, darunter eine
Madonna von Giotti. Die weiteren Zimmer waren größtenteils der holländischen
Schule gewidmet. An weiteren Kunstgegenständen seien noch erwähnt: sehr
schöne Elfenbeinschnitte, Rubin- und alte venezianische Gläser, vorzügliche Arbeiten
in chinesischem Speckstein, japanische und chinesische Vasen und anderes
Porzellan, chinesische Teppiche und Lackarbeiten, in Gold und Silber getriebene
Pokale und andere Gefäße, sowie auch Majolikagegenstände. Das Urteil eines
Zeitgenossen sagt, daß in ganz Schwaben schwerlich etwas Ähnliches gefunden
werden dürfte. Wenn auch weitere Einzelheiten über die Gemäldesammlung
nicht hierher gehören, so möchte ich es doch nicht unterlassen, im Anhang die
durch einen Versteigerungskatalog des Kunsthauses Rudolf Lepke in Berlin bekannt
gewordenen Werke aufzuführen153). Sie werfen einen letzten Schimmer
auf Hechingens Charakter und zeigen den Glanz einer alten, kleinen Hof- und
Residenzstadt, bevor dieser durch den Tod der regierenden Fürstin und durch


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