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Eugenie Fürstin von Hohenzollern-Hechingen

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in meinem Winterzufluchtsort, aber dann glaube ich wohl, in einem Kloster zu
sein, — und weißt Du, das hat auch seinen Reiz! Ich werde mich vielleicht so
sehr daran gewöhnen, daß es mir zuletzt schwer fällt, ihn zu verlassen. Einstweilen
denke ich, daß die ersten Tage mir vielleicht eng erscheinen werden! Seit
drei Monaten lebe ich, um darauf vorbereitet zu sein, und seit dem ich hier bin,
fahre ich zweimal täglich im geschlossenen Wagen mit herabgelassenen Fenstern
aus und wage im übrigen nicht auszugehen. Aber ich bin noch in meinem großen
Zimmer, ich esse bei meinem Gatten, das gibt mir einen umfangreichen Gang,
während mein Raum für den Winter sehr klein, sehr knapp! sein wird. Vier
bis fünf Monate werden mich die Füße vielleicht schmerzen. Allein ich freue
mich für Gott zu leben im Stillen! Vielleicht wirst Du mich beneiden? Für die
Welt scheint ein solches Leben äußerst beschwerlich, — für diejenigen, die es
fassen können, kann es der Himmel werden!! — Nicht wahr, Du versteht es.
Bei meinen Spazierfahrten komme ich durch die Stadt, alle meine Hechinger
lachen mich an, — und ich sie, und das ist ein großes Behagen. Man lernt, sich
Freunde zu schaffen, indem man sich der Notwendigkeit beugt. Z. B. habe ich
ein Wort über meinen Wagen mit der alten Rose zu sprechen gehabt; sie ist
herabgekommen, um mit mir an der Wagentür zu sprechen und war glücklich,
mich so gut zu sehen. Ich habe so auch meine Kinder (im Kinderhaus) wiedergesehen
. Das ist ja auch eine Freude, für die ich Gott danke! Das Wetter ist
noch schön, — und erlaubt mir, meine Winterunterkunft noch nicht beziehen zu
müssen. Ich denke, daß mein nächster Brief noch von meiner schöneren Unterkunft
sein wird, im übrigen sagt man, daß meine Zimmer auf der anderen Seite
sehr schön sind. Man hat getan, was man konnte.. ."181).

Schließlich kam der Winter ins Tal und Eugenie mußte umziehen. Er war
hart, nicht nur für das fürstliche Haus, auch für das Land. Es drohte eine
Hungersnot wegen Mangel an guten Kartoffeln. Im Februar 1847 galt der Scheffel
Korn bereits 12 Gulden, der vier Pfund schwere Laib Brot 21 Kreuzer, das
Viertel Kartoffeln 1 Gulden 20 Kreuzer.

Wie Anno 1832, so wurde auch jetzt im Rathaus eine Suppenanstalt errichtet.
Der Fürst und selbst die kranke Fürstin taten ihr möglichstes, dem Hunger zu
steuern. Die Bidermannia zu Stetten veranstaltete ein Pferdefleischessen, um zu
demonstrieren, daß Pferdefleisch gesundheitsunschädlich und nahrhaft sei. Also
schlachtete man Pferde als billige Nahrung. Im April steigerte sich noch der
Kornpreis auf 14 bis 18 Gulden, weil Bäcker aus Stuttgart in der Hechinger
Gegend Frucht aufkauften. Der noch vorhandene Fruchtvorrat wurde aufgenommen
. In Stadt und Land ergab diese Prüfung an Korn, Haber und Gerste
10 000 Scheffel. Die Landesdeputation ließ von auswärts größere Mengen Frucht
kommen, den Scheffel zu 18 Gulden, ferner kaufte die Stadt 100 Zentner Reis,
der zum Selbstkostenpreis abgegeben wurde. Man hoffte auf eine gute Ernte,
die dann auch eintraf182).

Durch die Absonderung war die Fürstin zu ihrem großen Leidwesen nicht in
der Lage, ihr gewohntes Tagewerk in gleichem Maße fortzusetzen. Trotzdem
vergaß sie über ihren eigenen Leiden die Kranken und Hilfsbedürftigen nicht.
Ihr Seelenführer, Dekan Bulach, besuchte sie in ihrer Vereinsamung täglich und
las dreimal wöchentlich in einem Zimmer für sie die hl. Messe. Ein Antrag, die
Messe in einem Zimmer der Fürstin zu lesen, ging am 17. Dezember 1846 an
das Erzbischöfliche Ordinariat Geh.-B.- ab, der vom Erzb. Dekanat, Dekan


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