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Eugenie Fürstin von Hohenzollern-Hechingen

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kam, desto rascher schlug das Herz. Langsam bewegte sich der Zug die Steig
herauf und lenkte endlich in die Schloßgasse. Wie durch einen Zauberschlag
stand plötzlich die Volksmenge zu einem dichten Knäuel zusammengedrängt,
ohne daß man auch, wer sollte es für möglich halten, einen Laut gehört hätte.
Man umringte den Wagen, aber auch dieses geschah mit solcher Ruhe, daß man
ein Wort weithin gehört hätte. Es schien als würden sie mit ihren Füßen den
Boden kaum berühren. Der Geist der Verblichenen zog durch ihre Seele und
stimmte sie zu jener feierlichen Wehmut, welche keine Sprache mehr hat und
das Körperliche gleichsam vergeistigt. Unter dem Schloßtore machte der Wagen
halt. Die Diener traten vor und öffneten den Brautwagen des Todes. Mit
bangen Blicken starrten die Umstehenden hinein, — o welch ein Graus, welch
ein entsetzlicher Anblick, hier sitzt die geliebte Landesmutter als eine Leiche.
Man sieht ihr todbleiches Antlitz, man sieht wie der unbarmherzige Tod die
schönste aller Blumen, Eugenie Hortensie in der Blüte der Jahre geknickt hatte.
Das Blut stockt in den Adern und das Herz droht zu zerspringen. Währenddessen
hoben die Diener ihre Herrin auf die Arme und trugen sie hinauf in
das Schloß. Verschwunden war nun das teure Bild der geliebten Mutter. Und
hatte sich der Schmerz in den innersten Falten der Seele verborgen gehalten,
so trat er nun mit jener Heftigkeit, mit jener furchtbaren Gewalt hervor, die
auch Steine zum Mitleid bewegen können. Die ganze Volksmenge brach in einen
Schmerzenston aus, stimmte ein Klagelied an, das furchtbar, und dabei doch so
erhaben schön war. Es war nicht ein wüstes Geschrei, das aus dem Herzen
glaubensloser Menschen steigt und eines Christen so unwürdig ist, es war das
Wimmern eines Verwundeten, das Röcheln eines Sterbenden. —

Still, geräuschlos und vom Schmerz niedergebeugt entfernte sich die Menge
und nach allen Teilen der Stadt und des Landes brachten sie die schreckliche
Botschaft: „Ja, wahrhaftig, die Fürstin ist tot! Die Mutter ist nicht mehr! Es
ist keine Hoffnung mehr für uns! Gott erbarme Dich unser!"209)

Bald darauf bedeutete matter Kerzenschimmer aus dem unteren Saale des
Prinzenpalais, daß die irdische Hülle der Landesmutter dort aufgebahrt sei.

Das ärztliche Bulletin stellte fest, daß Eugenie durch und durch tuberkulös
war und gab dieses als Todesursache an210).

Der fürstliche Gemahl verkündete den Tod Eugeniens mit folgendem Aufruf:
Vielgeliebte Untertanen!

Es hat der allmächtigen Vorsehung gefallen, meine liebe Gattin, unsere heißgeliebte
Fürstin, die Mutter der Armen, die Trösterin im Unglück, die Bannerträgerin
des Urglaubens unserer Väter zu sich, zu dem ewigen Leben in Gnaden
zu rufen. Was sie, die Unvergeßliche, was Sie als Fürstin war, ist allbekannt,
uns und der Welt. Sie lehrte uns den wahren Glauben in Worten und Werken.
Ihr weiches Herz, ihre Liebe war nur empfänglich für alles Gute und Schöne.
Ihre Hoffnung war, das Glück und Heil des Fürsten und des Vaterlandes
begründet zu sehen. Sie lebte in und für Gott. Sie opferte alle ihre zeitlichen
Güter dem Glauben und der leidenden Menschheit, nie bedacht auf sich selbst.
Gleich einer Heiligen lebte, — starb Sie. So hat nun das unerforschliche Schicksal
beschlossen über Sie, — über uns. Sie, die Gute, ist hinübergegangen zu
jenen ewigen Räumen in die Arme des ewigen Vaters, wo Sie betet wie ein
reiner Engel für unser aller Heil.


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