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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0202
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Genzmer

ein Zuwachs an denkmalwürdigen Bauten zu verzeichnen. Früher hat sich die
Denkmalpflege nur für Bauwerke interessiert, die bis etwa zum Tode des großen
preußischen Baumeisters Friedrich Schinkel (1841) entstanden waren. Seit einiger
Zeit werden auch Bauten aus der Zeit des Historismus, der die Mitte und die
zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts geistig beherrschte, also Bauten in romanischen
, gotischen Renaissance- und Barockformen, unter Denkmalschutz gestellt,
sogar auch Schöpfungen aus unserem Jahrhundert, aus der Zeit des Jugendstils
und aus der Frühzeit des modernen Bauens. (So sind die beiden Häuser von Le
Corbusier in der WeißenhofSiedlung in Stuttgart aus dem Jahre 1927 neuerdings
unter Denkmalsschutz gestellt worden.) Uns interessiert hier hauptsächlich
die Neugotik, denn wir haben in Hohenzollern, wie auch schon vor der Berichtszeit
, wieder eine Anzahl neugotischer Bauten denkmalpflegerisch instandgesetzt.

Es sei deshalb an dieser Stelle ein kleiner Exkurs über die Neugotik eingeschaltet
, als Ergänzung zu den Ausführungen über dieses Thema vor sechs Jahren.
Was für Norddeutschland Friedrich Schinkel war (er erstattete u. a. ein Gutachten
für die Vollendung des Kölner Doms und baute die schöne Werderkirche in
Berlin in gotischen Formen), das bedeutete für Süddeutschland Karl Alexander
Heideloff. Heideloff ist in Stuttgart im Jahre 1789 geboren. Er stammte aus
einer Künstlerfamilie, besuchte die Karlsschule und war dort Mitschüler des
Bildhauers Dannecker. Heideloff war wie sein Vater zuerst Theatermaler, dann
ging er zur Architektur über und studierte zunächst mit Eifer die antike Baukunst
. Von 1808 an beschäftigte er sich intensiv mit mittelalterlicher Architektur
. Im Jahre 1830 erwarb er in Nürnberg das Bürgerrecht und heiratete eine
Nünbergerin. In Nünberg entfaltete er eine reiche Tätigkeit als Architekt,
Maler, Denkmalpfleger und Schriftsteller. 1837 wurde er zum Königlichen
Konservator ernannt. 1856 siedelte er nach Haßfurt über, wo er 1865 starb.
Über Heideloff hat Urs Boeck eine sehr lesenswerte Dissertation verfaßt, die in
den Nürnberger Mitteilungen von 1958 abgedruckt ist.

Seine wichtigsten Bücher sind „Die Ornamentik des Mittelalters" (1838), „Die
Bauhütte des Mittelalters" (1849) und, nach nahezu vierzigjähriger Sammelarbeit
„Der kleine Altdeutsche" (1849—52).

Heideloffs Zeitgenosse Heinrich Hübsch (1795—1852), ein Schüler des großen
Klassizisten Friedrich Weinbrenner und dessen Nachfolger als Oberbaudirektor
in Karlsruhe, propagierte in seinem Buch „In welchem Style sollen wir bauen?"
einen „Rundbogenstil", eine Art Wiedergeburt eines von allen antiken Reminiszenzen
gereinigten romanischen Stils. In Mittelbaden gibt es eine Anzahl von
Kirchen, die unter dem Einfluß von Hübsch in sogenannter „Oberbauratsromanik
" entstanden sind.

Heideloff setzte dem Rundbogenstil die „altdeutsche" gotische Architektur
als „technisch in hohem Maße vervollkommnetes Instrument" entgegen. Die
Gotik ist für ihn ein echt christlicher und echt vaterländischer Stil, den er
schöpferisch weiterentwickeln will. Er hat verschiedene neugotische Kirchen gebaut
, so in Bayern, Sachsen und Österreich. Als Restaurator betätigte er sich
u. a. in Nürnberg, Dinkelsbühl, Stuttgart, Heilsbronn, Rothenburg ob der Tauber
und in Rottweil. Für die Münsterkirche in Rottweil hat er einen Hochaltar entworfen
und wertvolle mittelalterliche Kunstwerke erworben, darunter den groß-


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