Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0203
Denkmalpflege in Hohenzollern von 1959 bis 1965

181

artigen Kruzifixus aus der Zeit um 1500, den manche für ein Werk von Veit
Stoß halten. Die barocken Ausstattungsstücke aber hat er entfernen lassen,
darunter die „äußerst geschmacklosen Orgeln" und die „schlecht geformten
baroquen Altäre und Kirchenstühle"! Diesen Puritanismus können wir heute nicht
mehr verstehen, ebensowenig, in der Zeit des Konzils und der Una-Sancta-Be-
wegung, seine Unduldsamkeit gegenüber dem Protestantismus. Dem bayrischen
Minister von der Pforten schreibt er, er habe viele Gotteshäuser restauriert und
neu erbaut, „darunter auch einige protestantische Kirchen, welche ich aber rein
im katholischen Sinne ausführte, mit der festen Überzeugung, daß die Zeit
kommen wird, in welcher die verirrten Schafe wieder zu ihrem guten Glauben
zurückkehren werden, und in dieser Zeit sind dann meine Kirchen gleich zu
gebrauchen."

Heideloffs bekanntestes und wohl auch bedeutendstes Werk ist der Lichtenstein
. Wilhelm Hauffs 1826 erschienene Erzählung „Lichtenstein" hatte den
Grafen Wilhelm von Württemberg, Herzog von Urach, so begeistert, daß er im
Jahre 1837 beschloß, das Schloß neu aufzubauen, „eine deutsche Ritterburg im
edelsten Stil des Mittelalters". Heideloff hat sich dieser Aufgabe mit Hingebung
gewidmet, die Burg feinfühlig in die Landschaft gestellt und das Innere mit viel
Phantasie ausgestaltet. Vom Lichtenstein sind viele neugotische Bauten in unserer
Landschaft beeinflußt worden.

Wie stehen wir nun heute zur Neugotik? Da kann man ganz allgemein sagen:
wesentlicher positiver als noch vor wenigen Jahren. Freilich muß man hier Unterschiede
machen, vor allem in Bezug auf die künstlerische Qualität. Die kraft-
und lebensvolle Frühgotik des 13. Jahrhunderts und die malerische Spätgotik
stehen unserem heutigen Gefühl näher als die für unser Empfinden etwas zu
verstandeskühle, überspitzte, fast möchte man sagen scholastische Hochgotik des
14. Jahrhunderts. Eigenartigerweise hat aber die Hochgotik die Baumeister des
19. Jahrhunderts am meisten zur Nachahmung angeregt. Das ist wohl einer der
Gründe dafür, daß wir bei der Betrachtung vieler neugotischer Schöpfungen,
besonders der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, bei aller Anerkennung ihrer
Qualitäten nicht recht warm werden. Weiter müssen wir Unterschiede machen
bei der Beurteilung der neugotischen Bauten aus der ersten und aus der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts. In der ersten Hälfte, der letzten Goethezeit und
der frühen Romantik, als man die Gotik noch nicht in ihrer konstruktiven Folgerichtigkeit
genau erkannt hatte und sich mehr von den dekorativen Formen
anregen ließ, konnte man der eigenen Phantasie noch freien Lauf lassen, und
so entstanden oft Gebilde, die von liebenswerter Poesie durchströmt sind, wie
z. B. die Burg Stolzenfels am Rhein von Friedrich Schinkel. Nach der Jahrhundertmitte
, mit der zunehmenden Herrschaft des Historismus, besonders nach
dem Erscheinen von Viollet-le-Ducs „Dictionnaire raisonne" de Parchitecture
francaise du Xle au XVI« siecle" in den Jahren 1854—1869, wurden die neu-
gotischen Bauten zwar „richtiger", aber auch trockener und poesieloser.

Trotzdem, die handwerklichen Techniken der Maurer, Steinmetzen, Zimmerleute
und Schreiner waren im wesentlichen die gleichen wie in den vergangenen
Zeiten, und so kamen auch während der Herrschaft des Historismus immer noch
ausgezeichnete Bauwerke zustande, deren Erhaltung durchaus im öffentlichen
Interesse liegt. Anders aber ist es mit der Malerei. Statt der alten Maltechnik,


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0203