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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0217
Denkmalpflege in Hohenzollern von 1959 bis 1965

195

von der Jahreszahl fand sich eine weitere Signatur, die jedoch nicht eindeutig
feststellbar war. Es lebte damals in Biberach ein Maler Baltus Moll, der ausweislich
des erwähnten Archivauszuges 1586 für die Anfertigung eines Engels
in der Stadtpfarrkirche Geld bekam. Da die besondere Art der Zahl 5 in Biberach
und Neufra die gleiche ist, da außerdem ein Apfel, eingefaßt von zackigen
Blättern, in Biberach und Neufra vorkommt, so kann man wohl annehmen, daß
Moll auch in Neufra tätig war, mindestens an den Umrahmungen der Fenster
und des Chorbogens. Hier wurde als Untermalung der Konturen ein warmes
Rot verwendet. Da an den Passionsbildern und bei den Apostelbildern hierfür
Caput mortuum benutzt wurde, so wird für diese ein anderer Maler in Frage
kommen, vielleicht auch zwei, denn die Apostelbilder scheinen auf ältere Vorbilder
zurückzugehen als die Passionsbilder. Die Künstler des Altares werden
wohl nicht aus Biberach stammen. Dagegen spricht, daß bei dem Mittelschrein
neben der Darstellung der heiligen Dreifaltigkeit Engel mit den Marterwerkzeugen
stehen, die auch, natürlich in anderer Form, am Chorbogen vorkommen.
Das wäre wohl vermieden worden, wenn alle Künstler nach einem einheitlichen
Programm gearbeitet hätten.

Wer der Bildhauer des Altares ist, konnte noch nicht festgestellt werden. Auf
alle Fälle gehört er der gotisierenden Richtung an und wird wahrscheinlich zur
Zeit der Ausführung nicht mehr jung gewesen sein. Sehr hübsch ist die Reliefdarstellung
der Geburt Christi in der Predella, höchst originell das Pferd des
heiligen Georg über dem Mittelschrein. Der unbedeutendste der Künstler ist der
Maler der Altarflügel, der ziemlich wahllos Vorbilder benutzte, die er nach
seinem bescheidenen Können vereinfachte, wie z. B. die Heimsuchung auf dem
rechten Seitenflügel der Predella, die in der Gesamtform auf Dürers Marienleben
zurückgeht. Die Verkündigung erinnert mehr an italienische Darstellungen.

Die Kapelle mit ihrer Ausstattung gehört der Zeit des Manierismus an, es
hat aber nicht den Anschein, als ob sich die Künstler mit den geistigen Grundlagen
des Manierismus auseinandergesetzt hätten. Sie werden, mindestens zum
Teil, zu den, wie sich Jacques Brusquet in seinem Buch „Die Malerei des
Manierismus" ausdrückt, „verspäteten Primitiven" gehören. Dennoch bietet sich
in der Neufraer Kapelle ein bemerkenswert harmonisches und liebenswürdiges
Ensemble dar, für das es aus der gleichen Zeit in Baden-Württemberg kaum
etwas Vergleichbares gibt.

Pfarrkirche St. Sylvester in Frohnstetten

Die Kirche ist 1617 von dem Welschgraubündener Martin Balbierer erbaut.
Der Turm wurde 1686 erhöht und das Schiff 1882 nach Westen verlängert.
Diese Verlängerung wirkte im Äußern sehr unerfreulich und paßte nicht zu
den übrigen Bauteilen. Bei der notwendig gewordenen Außeninstandsetzung
(Putz und Anstrich) wurde die Erweiterung dem alten Bau angeglichen, was
vorzüglich aussieht. Es wurde eine Vorhalle mit Windfang angebaut, die der
Westfassade eine erwünschte Betonung gibt. Die Haupteingangstür wurde mit
getriebenem Kupfer verkleidet. Die Treibarbeit zeigt den Durchzug durch das
Rote Meer, eine Arbeit von Bildhauer Appenzeller in Altheim bei Horb.


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