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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0231
Denkmalpflege in Hohenzollern von 1959 bis 1965

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wurde im Jahre 1862 eingeweiht. Hundert Jahre später wurde sie im Äußern
und Innern denkmalpflegerisch erneuert.

Die aus Langenenslinger Kalkstein und aus Sandstein erbaute Kirche war
dringend erneuerungsbedürftig. Zwar hatten sich die Kalksteine gut erhalten,
doch waren die Sandsteine, aus denen die Architekturglieder hergestellt sind,
zum großen Teil verwittert und mußten ergänzt oder erneuert werden. Dabei
wurden verschiedene Vereinfachungen vorgenommen, wie das auch anderweitig,
sogar bei alten gotischen Kirchen oft geschieht. So wurden die Krabben und
Kreuzblumen an den kleinen Fialen des Turmes fortgelassen. Dadurch wurden
gewisse Steifigkeiten beseitigt, was der Gesamterscheinung sehr zugute
kommt, ohne daß der neugotische Charakter dadurch beeinträchtigt wird. Das
Kirchendach wurde wieder in der lebendigen altdeutschen Deckungsart mit Schiefer
gedeckt. Nur beim Kirchturm erschien dies nicht zweckmäßig, weil bei diesem
die Grate in Metall eingefaßt waren, so daß nach oben zu nur noch sehr wenig
Schiefer sichtbar war. Der Turm wurde deshalb ganz mit Kupfer gedeckt und
erhielt eine obere Endigung, die mehr den Kirchturmspitzen der echten Gotik
nachgebildet wurde.

Der in seinen Verhältnissen sehr edle Innenraum war im Jahre 1911 in einer
Weise ausgemalt worden, die unserer Auffassung nicht mehr entspricht. Man entschloß
sich zu einer wesentlichen Vereinfachung unter Verzicht auf ornamentale
Zutaten. Die Wände erhielten einen einheitlichen Anstrich in einem nach Grau
gebrochenen Weiß. Das fast schwarze Holzwerk der giebelförmigen Decke des
Langhauses wurde abgelaugt und leicht lasiert. Es zeigt jetzt einen edlen Naturton.

Den Chor mit seinem Sternengewölbe malte der während der Arbeit jäh aus
dem Leben geschiedene Josef Lorch mit der bei ihm selbstverständlichen Meisterschaft
und Feinfühligkeit, wobei er sich dem ursprünglichen Zustand, soweit er
sich noch erkennen ließ, mit einigen Abweichungen zur echten Gotik hin möglichst
anpaßte. Das viel zu dunkle Blau des Sternenhimmels wurde erheblich
aufgehellt, so daß die vergoldeten Sterne zu außerordentlich schöner Wirkung
kommen. Die Ausmalung der Gewölbekappen mit Sternen war im 14. Jahrhundert
, also zur Zeit der hohen Gotik, die Stüler zum Vorbild diente, vielfach
üblich. (Nebenbei bemerkt, hat der Sternenhimmel in der Zeit des Klassizismus
und der Romantik noch eine andere geistige Provenienz, nämlich den Sternenhimmel
der „Zauberflöte", der Stülers Lehrer Schinkel, der eine Inszenierung
der Zauberflöte für das Berliner Opernhaus entworfen hatte, bei dem geistvollen
Treppenhaus für das Schloß Wilhelm von Humboldts in Tegel bei Berlin, wie
er ausdrücklich bezeugt, vorgeschwebt hatte. Die Zauberflöte, der Ricarda Huch
im dritten Band ihrer Deutschen Geschichte ein wundervolles Kapitel gewidmet
hat, und die auch Goethe sehr hoch schätzte, übte damals, ganz abgesehen von
der unsterblichen Musik Mozarts, im Sinne eines echten, alle konfessionellen
Schranken übersteigenden Humanismus, einen großen geistigen Einfluß aus, ähnlich
wie Lessings „Nathan der Weise".)

Die Kirche erhielt ein neues Gestühl und eine neue Kanzel aus Eichenholz
und einen neuen Plattenbelag. Rechts vom Chorbogen wurde, ähnlich wie in
Hechingen, eine Sakramentsnische für die Abendmahls- und Taufgeräte geschaffen
. Gegenüber dem Altar fand eine aus Berlin beschaffte getreue Nachbildung
der berühmten Christus-Johannes-Gruppe aus dem 14. Jahrhundert, die


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