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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0241
Denkmalpflege in Hohenzollern von 1959 bis 1965

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die Überlegung ausfallen, die nun bald ihr Dezennium zurücklegt, und vielleicht
ein zweites darüber hinrollt, ehe das dritte entscheidet und wir am Ziel unserer
flüchtigen Tage die düstere Brücke betreten — und in grauer Ferne unser unvollendetes
Tagewerk belächeln. Von solcher Ausdehnung ist mir, so lange ich lebe,
noch kein Projekt vorgekommen — daß es mir langweilig wird, davon kann ich
eigentlich nichts sagen, denn so lange ich sehe, daß Sie in aller Beharrlichkeit
darin arbeiten, darf ich mir dergleichen Gedanken gar nicht ohne Beschämung
aufsteigen lassen — mich werden Sie nie ermüdet finden, sollten auch Aeonen
darüber hinweggehen. Meine sehr bedeutenden Geschäfte erhalten mich immerwährend
aufgereizt und ein Intermezzo dieser Art madit mir nur Vergnügen
und wenig Mühe — aber nur in dem Fall, daß der Aufruf von Ihnen kommt.
In wie weit nun diese neueren Skizzen eine Aufnahme und Gedeihen finden,
mögen die Götter entscheiden. Keine Ruh bei Tag und Nacht, kann ich mit
Leporello singen — ..."

Die jahrelang, sicher aus ernsthaften Gründen, aufrechterhaltene Forderung
des sparsamen Erbprinzen, die Rohbausumme von 24 000 Gulden nicht zu überschreiten
, hatte zur Folge, daß immer wieder neue Entwürfe aufgestellt werden
mußten oder undurchführbare Ersparnisvorschläge gemacht wurden. Leicht verzweifelt
schreibt der durch die größeren Frankfurter Verhältnisse wohl verwöhnte
Burnitz am 31. März 1827:

„Noch nie — so lange an Entwürfen für Krauchenwies gearbeitet wird, —
sah ich mich so sehr eingeengt, als in diesem nunmehr vorliegenden Falle: und
ich muß geradezu bekennen, daß dies letzte Problem vollkommen geeignet ist,
meinen bis jetzt errungenen Studien und Erfahrungen ein sehr schwankendes
Ansehen zu geben. — Seit 14 Tagen nämlich beschäftigt mich die Befriedigung
dieser Aufgabe besonders in finanzieller Hinsicht und ich finde keinen Rat — .."

Nun brach endlich das Eis, und der Erbprinz erhöhte die Rohbausumme von
24 000 auf 30 000 Gulden.

Es dauerte aber noch ein Jahr, bis mit den Bauarbeiten an Ort und Stelle
begonnen werden konnte. Die Zeit bis dahin verging mit der Aufstellung der
endgüldigen Pläne und mit der Beschaffung der Baumaterialien: der Backsteine,
des Kalkes, des Holzes, der Werksteine.

Am Bau des Landhauses, der in eigener Regie der fürstlichen Verwaltung
durchgeführt wurde, waren zahlreiche einheimische Handwerker, aber auch Bildhauer
aus Stuttgart und ein Tapezierer aus Straßburg beschäftigt.

Der Briefwechsel enthält auch zahlreiche Erörterungen über die zu verwendenden
Baumaterialien und über damals neue Baumethoden, so über die Isolierung
des Gebäudes gegen aufsteigende Feuchtigkeit durch horizontal eingelegte
Bleiplatten, über eine von Burnitz entwickelte und vielfach erprobte Warmluftheizung
und über die Dachdeckung, für die man zunächst das von Schinkel
empfohlene Zink in Erwähnung zog, aber schließlich den — allerdings landfremden
— Schiefer wählte.

Das Landhaus ist ein Erzeugnis des Klassizismus, der von etwa 1780 bis 1840
herrschenden Stilform. Die Zeit bis zur Jahrhundertwende bezeichnet man gern
als „barocken", die Zeit nach der Jahrhundertwende als „romantischen" Klassizismus
. Der Klassizismus, insbesondere der romantische, baut nicht mehr naiv
wie die vorhergehenden Stilperioden, sondern geht von vorgefaßten literarischen

V.


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