Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0310
288

Bolter

diesem drastischen Vergleich gegeben. Der junge Pilz entschlüpft einer weißen,
eiförmigen Kugel, dem „Hexenei", und diese Bezeichnung läßt erkennen, welchen
Sinn der Aberglaube diesem rätselhaften Gebilde im Dämmern des Hochwaldes
unterlegte.

Wir kommen an die breiten Talauen der Ablach und des Andelsbaches. Sie
tragen Wiesen, die aus ehemaligen Moorflächen entstanden sind. Das beweist
noch der tiefschwarze Moorboden sowie die volkstümliche Benennung „Ober-
und Unterried". Aber es wachsen fast durchweg süße Gräser und echte Wiesenkräuter
auf ihnen, wenn auch manche dieser Pflanzen als wasserliebend anzusprechen
sind, wie die Wiesenkönigin (Filipendula ulmaria), der Große Wiesenknopf
(Sanguisorba major), das Spatelblättrige Greiskraut (Senecio spatulifolius).
An den Wiesengräben, soweit sie nicht „gereinigt" sind, zeigt sich freilich noch
der Wiesenmoorcharakter. Ihre Borde säumt Ende Mai die reiche Blütenfülle
des Löffelkrauts (Cochlearia officinalis), eines weiß blühenden Kreuzblüters. Aus
dem Wasser selbst steigen die feinen Rispen des Quellgrases (Catabrosa aquatica)
und diejenigen zweier Ehrenpreisarten, des Wasserehrenpreises (Veronica aquatica
) mit rötlich überhauchten und des Bachbungenehrenpreises (Veronica bec-
cabunga) mit fetten Blättern und tiefblauen Blütchen.

Entlang dem Wasserlauf des Andelsbachs stehen einzelne Weidenbüsche verschiedener
Art. Ihn begleitet eine Uferflora aus dem hochwüchsigen, schilfartigen
Glanzglas (Phalaris arundinacea), untermischt mit der Ufersegge (Carex riparia)
und dem Echten Baldrian (Valeriana officinalis). Hinter diesem schützenden
Verhau, schon im kühlen Naß stehend, leuchten die entzückenden Goldblüten
der Wasserschwertel (Iris pseudacorus). Im lebhaft dahinflutenden Wasser spielen
die langen Ranken des Wasserhahnenfußes (Ranunculus aquatilis), der im Juni
Tausende von weißen, süß duftenden Blütchen trägt, so daß das ganze Gewässer
einem Blumenbeete gleicht.

Ein besonderes Kapitel verdient der fürstliche Park, heute zwar nicht mehr
in Pflege, sondern der Weide- und Holznutzung überantwortet. Aber die Baumherrlichkeit
des ehemaligen „Englischen Parks" ist noch nicht dahin. Die wundervollen
Gruppen riesiger alter Silberpappeln, die Weidebuchen mit ihren fast
bis zum Boden reichenden Ästen, die überhohen Birken mit den weißen Stämmen
, „als wäre dran aus heller Nacht das Mondlicht blieben hangen" (Lenau),
die kräftigen Stieleichen bilden für den Baumfreund einen hohen Genuß, wenn
auch schon so mancher der Riesen vom Baummörder Hallimasch (Armillaria
mellea) kernfaul gemacht und der Säge überantwortet wurde.

Wenn im Mai aus goldenem Wiesenteppich die Silberpappeln mit weißem,
die Blutbuchen mit rotem, die Eichen mit goldhellem Junglaub prunken, wenn
die zahlreichen Traubenkirschenbäume (Prunus padus) in blendend weißen Brautkleidern
dastehen, ist für den alten Park hohe Feierstunde gekommen.

Eine Menge verschiedenartiger Sträucher ist unter den hohen Bäumen verwildert
. Vor allen anderen zeigt schon im ersten Frühling die Dürrlitze (Cor-
nus mas) ihre goldsprühenden Blütensternchen. Im Mai blühen Berberitze (Ber-
beris vulgaris), Flieder (Syringa vulgaris), Wilder Schneeball (Viburnum opu-
lus), Tatarengeisblatt (Lonicera tatarica), etwas später Schneebeeren (Symphorio-
carpus racemosus) und Faulbaum (Rhamnus frangula). Der Hartriegel (Cornus
sanguinea) erfreut sogar noch im farblosen Hochwinter durch das frische Rot
seiner Ruten.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0310