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Walther Genzmer zum 75. Geburtstag

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Achtung vor dem alten Bestand, das Zurücktretenkönnen als Kunstschaffender,
wo es gilt, ein Baudenkmal vor großen Veränderungen zu bewahren, die genaue
Kenntnis altbewährter Bauweisen und der Restaurierungstechniken sowie Sinn
für die Historie, insbesondere die Geschichte der Kunst. Genzmer hätte angesichts
des kleinen Geschäftsbereichs zögern können; er sah aber von Anfang an über
die engen, manchmal allzu engen Grenzen Hohenzollerns hinaus und entwickelte
im Laufe der Jahre geradezu eine Begabung für ein sinnvolles, auflockerndes,
die Augen öffnendes „Wandern". In diesem Sinne bildete er sich nach allen
Seiten weiter und blieb mit immer neuen Reiseplänen nicht nur ein in vollen
Zügen Genießender, sondern auch ein gelehrig Lernender bis zum heutigen Tage.

Man könnte meinen, für die Pflege der Kunstdenkmale der beiden Kreise
Hechingen und Sigmaringen wäre ein so intensives Arbeiten an sich selbst nicht
vonnöten gewesen. Aber gerade dieses unaufhörliche Kennenlernen und Sehen,
Vergleichen und Prüfen ließ ihn die teils bescheidenen hohenzollerischen Denkmale
richtig deuten und zugleich in einer größeren Weite schauen. Ein Beispiel
hierfür sind die Nachforschungen über die Vorarlberger Baumeisterfamilie Beer.
So ist es nicht verwunderlich, daß Walther Genzmer sich der hohenzollerischen
Bau- und Kunstdenkmale umfassend annahm. Genzmers eigene Aufstellung
spricht von über 100 Kirchen und Kapellen, die unter seiner Leitung instandgesetzt
wurden. Auf der Burg Hohenzollern wirkte er zudem als künstlerischer
Berater.

Bei allen Erneuerungsarbeiten war es Genzmers besonderes Bestreben, die beschäftigten
Restauratoren zu gewissenhafter, werktreuer Arbeitsauffassung zu
erziehen und die Handwerker zur Beibehaltung alter bewährter Bauweisen anzuhalten
. So haben, um nur ein Beispiel zu nennen, die Gipser, die weithin den
Schwächen neuzeitlicher Putzherstellung unterliegen, in Genzmers Amtsbereich
wieder gelernt, richtig zu putzen. Die Wirkung seines Leitworts „glatt, aber
nicht eben" ist an vielen hohenzollerischen Baudenkmalen abzulesen.

Wer also durch die Kreise Hechingen und Sigmaringen fährt, begegnet dem
Wirken Walther Genzmers allerorts. Ob es sich um einen Innenraum von
d' Ixnard oder Joh. Michael Fischer handelt, um eine gotische Klosterkirche oder
um eine Burgkapelle, um Fachwerkhäuser an einem Marktplatz oder um bescheidene
Kapellenbauten in der Einsamkeit der Schwäbischen Alb, um die
schlichte Dorfkirche oder um einen stillen Kreuzweg unter alten Bäumen, um
ein Landschlößchen oder um ein Bauernhaus — überall sind hohe Kenntnis,
reiche Erfahrung, sicherer Geschmack, Klarheit in der formalen und farblichen
Gestaltung, Intensivität in der Arbeit und — alles in allem — Liebe zur Sache
und hohe Musikalität des Konservators zu spüren, der die Instandsetzungen
betreute.

Ein Mann von großem Können war jahrzehntelang am Werk. Hohenzollern
kann daher dankbar sein für Genzmers Wirken um die Erhaltung seiner Bau-
und Kunstdenkmale.

Vergessen wir auch nicht, daß zum Erneuern von Bauwerken teilweise hohe
Geldmittel vonnöten sind. Es gehört zu den Verdiensten des Landeskonservators,
sich auch immer um die Bereitstellung zusätzlicher staatlicher Mittel für diese
Zwecke bemüht zu haben.

Denkmalpflege wäre nicht vollständig ohne die Inventarisierung der zu
schützenden Bau- und Kunstdenkmale. Das hat Walther Genzmer früh erkannt.


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