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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0337
Besprechungen

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litten haben. Augustinus vergleicht die Prediger der Wahrheit mit dem Donner
durch die Wolken. Bei Gregor d. Gr. sind die Wolken die Apostel, deren Worte
Regen spenden. 425 erklärt Eucherius: „Die Wolken, das sind die Propheten,
die Heiligen, die das Wort Gottes regnen". Diese Deutung hat sich in der Liturgie
heute noch in der Allerheiligen-Präfation erhalten. Diese allgemeine
Verwendung der Wolken als Sinnbild des Heiligen, läßt sich mit der besonderen
Auffassung bei den Evangelistensymbolen in Verbindung bringen. Auf zahlreiche
naturalistisch elementarischen Vergleiche aus dem Alten Testament weist Schrade
besonders hin u. a. auf Js. 45,8 „nubes pluant iustem" „Wolken regnet den
Gerechten". Dieses Bild von den Wolken des Alten Testaments wurde im
Mittelalter wieder verwendet. Auch der Hl. Geist kann Nubes sein, erklärt
Hrabanus Maurus. Auf Pfingstbildern der Reichenauer Buchmalerei erscheint
die Wolke als Symbol des Hl. Geistes (s. Wolfenbütteler Lektionar). So dürfen
die Wolken als Symbole der Inspiration angesehen werden. In diesem Zusammenhang
läßt sich die Unterschrift: „bos agnis elicit undas" unter dem Evangelisten
Lukas als „Ströme des Wassers, an dem Lämmer trinken" leicht einfügen
.

Interessant ist der Vergleich zu frühen stehenden Figuren, die in erhobenen
Händen Symbole tragen. Die zeitliche Praevenienz des Otto-Evangeliars vor
dem Barberinianus ist wahrscheinlich. Die künstlerische Freiheit des mittelalterlichen
Malers kann durch diese Feststellungen nicht erschöpft und darf nicht
unterschätzt werden.

Zu wiederholten Malen hat Hans Wentzel „Zum Thema der schwäbischen
Christus-Johannes-Gruppen" zur Feder gegriffen, diesmal „an Hand nichtschwäbischer
Beispiele".

Neben die ursprüngliche Herkunft der Gruppe, dem Ruhen des Evangelisten
an der Brust des Herrn nach dem Johannesevangelium, stellt Wenzel die Umarmungsbilder
des Sponsus und der Sponsa des Hohen Liedes als ikonographische
Vorlage zu dem Bildtypus fest. Zu dieser Gruppe gehört die Abbildung aus
dem niederländischen Blockbuch in New York, Morgan Library, von 1465/70.

Die Entdeckung einer Ritzzeichnung aus dem 12. Jahrhundert in der Kathedrale
von Canterbury mit einer Christus-Johannes-Gruppe am Abendmahlstisch,
benutzt Wenzel, um auf die Bedeutung der englischen Kunst für den Kontinent
hinzuweisen. Auch dieser Typus darf als Vorläufer angesehen werden.

Der großen alemannischen Gruppe, dem feststehenden Typus, fügt er die
etwas abweichenden Gruppen aus der Pfarrkirche in Walkersdorf (Niederösterreich
) und die Gruppe aus Basel, Privatbesitz, hinzu, die lokale Variationen
aufweisen.

Durch die schweizerische Erwerbung des Graduale von Katharinenthal aus
amerikanischem Besitz, konnte Wentzel die theologische Grundlage der Christus-
Johannes-Gruppe durch die „Apotheose des hl. Johannes" in der Initiale zum
Fest des Evangelisten, der hier im Dominikanerinnenkloster besonders verehrt
wurde, entdecken. Die gleiche Seite des Graduale zeigt die Christus-Johannes-
Gruppe auf einem erhöhten Regenbogen und unten Johannes der Ekklesia-Maria
gegenüberstehend. Wentzel findet hier die Lösung des Motivs in dem Christus-
Johannes-Kult, der in Frauenklöstern gepflegt wurde. Aus dem gleichen Kloster
stammt die lebensgroße, monumentale Holzgruppe, heute im Museum Mayer


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