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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0341
Besprechungen

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symbolisieren. Zeichen der Schwangerschaft weisen auf die Menschwerdung
Christi. Beide Versionen treten gleichzeitig auf. Der Versuch, diesen Bildtypus
auf eine 1386 beim Domneubau zu Mailand durch Galeazzo Visconti gestiftete
Statue zurückzuführen, kann nicht bewiesen werden. Aufregend ist die Tatsache,
daß die 1480 von Briosco geschaffene Büste der Gattin von Gian Galeazzo
Visconti, die Herzogin im Ährenkleid darstellt.

Walzer glaubt, daß der Bildtypus der Ährenkleidmaria weiter zurückreicht
und in österreichischen und bayrischen Ländern entstanden ist, wo uns, im Gegensatz
zu den wenigen italienischen, die meisten Darstellungen erhalten sind.

Hier darf auf eine bescheidene, noch nicht veröffentlichte Tafel im Schloß
Sigmaringen hingewiesen werden, die leider übermalt ist, und auf der die Ähren
durch verteilte Strahlen ersetzt worden sind. Die Strahlen am Halsausschnitt
sind vorhanden. Maria steht betend in einem gotischen Kirchenraum mit zwei
Maßwerkfenstern und Kassettendecke vor einem ornamentalen Wandbehang.
Der Blumenkranz schwebt rechts in der Höhe der Hände. (Vergl. nebenstehende
Abbildung.) Dieser Typus läßt sich am ehesten mit dem „Tempelgang Marias"
im Bayrischen Nationalmuseum vergleichen.

Wenn Theodor Müller zur „Konstanzer Plastik in der Mitte des 15. Jahrhunderts
" eine neue Zusammenstellung verschiedener, oft nicht beachteter und
bisher unbekannter Werke bringt, so geschieht das mit Fachkenntnis. Ausgehend
von den Hauszeichen am ehemaligen Zunfthaus zum „Rosgarten" mit dem steigenden
Widder und dem eingefriedeten, blühenden Rosenhag, stellt er eine
Gruppe von Bildwerken zusammen, die auf einen lokalen konstanzischen Meister
um die Mitte des 15. Jahrhunderts weisen. Der plastisch malerische Stil des
1438—1446 errichteten „Schnegg" im nördlichen Querhaus des Münsters, läßt
sich mit den genannten Plastiken in Verbindung bringen. Die Liegefigur vom
Grabmal des Bischofs Otto III. von Hachberg im Münster wird in diesen Kreis
einbezogen. Audi eine Madonna mit Kind (Privatbesitz München) läßt sich nach
Ansicht Müllers hier einfügen. Betont wird die deutliche Härte, das Nebeneinander
und die Sprödheit der Komposition, die wohl als lokal konstanzisch
bezeichnet werden können.

Der Einblick, den Th. Müller in die Konstanzer Kunst der ersten Hälfte
des 15. Jahrhunderts gibt, ist eine wertvolle Ergänzung der Erforschung der
spätgotischen Blüte konstanzisdier Plastik und stellt trotz der umfassenden Dissertation
von W. Deutsch „Konstanzer Bildschnitzer" 1963/64, eine Bereicherung
dar.

Das Badische Landesmuseum in Karlsruhe konnte vor kurzem eine oberrheinische
„Marienskulptur aus dem Kreis des Meisters der Dangolsheimer Maria"
erwerben. Selten gelingnt es heute noch, eine künstlerisch hochwertige Leistung
gotischer Plastik zu entdecken, und wir dürfen uns freuen, daß dies bei der
Neuerwerbung der Maria, die aus englischem Besitz kam, der Fall ist.

Rudolf Schnellbach, der sich seit Jahren mit der spätgotischen Plastik des
Badischen Landesmuseums beschäftigt (R. Schnellbach, Spätgotische Bildwerke,
eine Auswahl aus den Beständen des Badischen Landesmuseums, 1962) versucht
diese Skulptur einem Straßburger Meister zuzuschreiben. Eine kunsthistorisch
ausgezeichnete Beschreibung und sehr gute Fotos, auch im Ausschnitt, ermög-


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