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Vereinsmitteilungen

eine rote Zinne auf weißem Grund — eingelassen. Dieses kirchlich-klosterherr-
-sdiaftliche Kennzeichen ist wie ein Stempel auf Kirchen und Herrsdiaftshäuser
der ehemaligen Herrschaft Glatt aufgedrückt.

Spuren frühen Christentums trägt die Kirche des Hauptorts der Klosterherrschaft
, Glatt: Erstmals wurde sie in Karolingischer Zeit erwähnt. Ihr Patron
St. Gallus deutet auf Beziehungen zum Kloster St. Gallen. Das Kirchenschiff
soll 1337 entstanden sein. Bemerkenswert ist das spätgotische Sakramentshaus
und eine Pieta aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, aber auch die Altäre,
neue Schreinergotik. Die Kirche hat geschichtliche Bedeutung. Sie ist die Grablege
der Herren von Neuneck, deren Grabplatten heute die Wände des Gotteshauses
zieren. Willy Baur machte auf eine Besonderheit aufmerksam: In der Glatter
Kirche werden heute noch Bruderschaftskerzen mit bemalten Schildern aufbewahrt
, die nach altem Brauch aus der Barockzeit am Bruderschaftsfest bei einer
Prozession getragen werden. Dieser Brauch ist in Hohenzollern nur noch in
Storzingen und Glatt erhalten.

Einen traurigen Anblick bot das 1525 erbaute, mehrmals zerstörte und wieder
aufgebaute Neuneck'sche Wasserschloß mit ringförmig geschlossener Hofanlage
, das heute im Besitz des Fürsten von Hohenzollern ist. Zwar ist es noch
bewohnt, doch zerfällt es zusehends. Das Schloß, das 1803 bis 1854 Sitz des
Oberamts Glatt, dann bis 1879 des Preußischen Kreisgerichts war, besitzt nur
noch einen sehenswerten Raum: die kleine Hauskapelle, deren schweren Renaissance
-Stuck vor zwei Jahrzehnten ein begabter französischer Kriegsgefangener
erneuert hat. Heute ist die Gebetsstätte eine evangelische Kapelle. Ein anderes,
früheres Neunecker Schlößchen in Glatt, zum Schafstall degradiert und heute teilweise
bewohnt, mutet ebenfalls unschön an. Während das Wasserschloß mit einem
Betrag, der in die Hunderttausende gehen dürfte, noch gerettet werden könnte,
wäre hier jegliches Bemühen umsonst.

Über die Grenze Hohenzollern-Württemberg ging es am Heimbach-Kraftwerk
in Bettenhausen und an der Ruine Lichtenfels, auf der der Hohenzoller
Friedrich der Oettinger hauste, vorbei auf die Höhen über Leinstetten, wo der
Blick ins schöne Glattal einmalig war über die Muschelkalk-Hochebene, durch
Dettlingen und das Fischbachtal nach Dießen. Ein Beispiel dafür, wie schnell der
Ruhm der Welt vergeht, ist die Ruine der spätgotischen Burg des Ortsadels von
Dießen, vor deren starken Mauern im letzten Jahrhundert nicht Halt gemacht
wurde: Auch sie wurden abgebrochen. Was blieb, ist nur der Bergfried, von dem
der Wanderer einen weiten Blick über das alte Ritterdorf und in das enge Tal
hat. Bewiesen ist, daß die Adeligen aus dem Fischbachtal, die auf dieser Höhe
saßen, einen Fisch im Wappen führten.

Über dem Weg nach Dettingen thronten die starken, scheinbar unbrechbaren
Mauern mit romanischen Elementen, die von der Burg Unterdettingen übriggeblieben
sind. Die Existenz des grauen, mächtigen Gemäuers ist jedoch bedroht,
weil es mitten in einem Steinbruch steht. — Anziehungspunkt an der tiefsten
Stelle des Landes Hohenzollern, im 390 Meter hoch gelegenen Pfarrort Dettingen,
war die repräsentative Kirche, die 1738—1740 unter der Herrschaft Muri gebaut
wurde. Sie beherbergt sehenswerte Kunstschätze: Altarblätter von Franz Josef
Spiegier, dem Maler der Sigmaringer Josefskapelle, und eine spätgotische „Madonna
auf der Sichel", eine der drei berühmten hohenzollerischen Madonnen —
die anderen stehen in Feldhausen und Veringendorf. Die Herkunft ist nicht


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