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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0017
Glatt und Glatten

in Kurzfassung, abschriftlich überliefert sind, haben wir von St. Gallen für die
gleiche Zeit ca. 160 Urkunden überliefert; diese sind im vollen Wortlaut erhalten
und, was noch wertvoller ist, als Originalurkunden. Lorsch übertrifft für das
8. Jahrhundert alle ostfränkischen Klöster in der Zahl der überlieferten Schenkungen
; die St. Galler Urkunden aber bilden in Deutschland die einzige größere Gruppe
von als Original erhaltenen Privaturkunden des 8. und 9. Jahrhunderts (Bruckner
) M. Welch unschätzbaren Wert für die Geschichte der Diplomatik und besonders
der Entwicklung der Schrift in Alemannien die St. Galler Urkunden besitzen, haben
die Forschungen von Albert Bruckner gezeigt. Rolf Sprandel betonte neuerdings die
Genauigkeit der Angaben in den St. Galler Urkunden, wodurch auch die Untersuchung
der Organisation dieser klösterlichen Grundherrschaft gegenüber Lorsch
bessere Möglichkeiten habe 32.

Man hat die Schenkung des Petto in Glatt lang mit dem heutigen Ober- und
Niederglatt im Kanton St. Gallen gleichgesetzt, bis 1959 J. A. Kraus mitteilen
konnte, daß es dem St. Galler Stiftsarchivar gelungen sei, auf Grund des Rück-
vermerks der Urkunde jenes „Clata" als das hohenzollerische Glatt zu identifizieren
". Leider nennt die Datierung der Urkunde nicht das Jahres- bzw. Regierungsjahr
eines Herrschers. Lediglich Tages- und Monatsdatum sind angegeben: Donnerstag
, 22. November (bzw. 10. Kaienden des Dezember). In Frage kommen folgende
Jahre, in denen der 22. November auf einen Donnerstag fiel: 725, 731, 736, 742,
753, 759. Ein späteres Jahr als 759 kommt nicht mehr in Betracht; nicht nur weil der
Schreiber der Urkunde seit 759 nicht mehr auftritt (was ja nur mangelnde Uberlieferung
sein könnte), sondern weil der Schreiber (Silvester) wegen des Wechsels
des Abbatiats wohl nicht mehr im Amte ist. 759 kam St. Gallen in die Hand des
Bischofs von Konstanz und unter fränkischen Einfluß. Abt Otmar, der um 720 die
alte Galluszelle wiedergegründet hatte, wurde abgesetzt und verbannt. R. Sprandel
hat nachgewiesen, daß mit dem Wechsel des Abbatiats auch eine Umschichtung im
Konvent und in der Kanzlei erfolgt sein muß. Weil Abt Otmar schon am 16. November
759 in der Verbannung gestorben war, kommt wohl schon das Jahr 759 als
Jahresdatum für unsere Urkunde nicht mehr in Frage. Die Schenkung in Glatt ist
dann wohl zwischen 725 und 753 zu datieren u.

St. Gallen und Lorsch - Aussagen für die Ortsgeschichte

Das um 720 wieder aufblühende St. Gallus-Kloster und das 754 gegründete
Kloster Lorsch erhielten also im 8. Jahrhundert Besitz im Glattal. Die Schenkungen
in Glatt und Glatten gehören zu der Gruppe der frühen Schenkungen, die diese
beiden Klöster erhielten. Lorsch beginnt mit Glatten eines seiner südlichen, St. Gallen
mit Glatt eines seiner nördlichen Besitzzentren aufzubauen. Lorsch und St. Gallen
treffen in der Landschaft am oberen Neckar zusammen.

81 Bruckner, Paläographische Studien, S. 18.
* Sprandel, a. a. O., S. 57.

53 Johann Adam Kraus, St. Gallen und Glatt, Hohenzollerische Heimat 9, 1959, S. 11.

** Sprandel, a. a. O., S. 16, 32 f. — In den Erläuterungen zu dieser Urkunde bei Bruckner)'Marichal,
Chartae Latinae Antiquiores, Nr. 161, wird die Schrift der Urkunde für später als um die Mitte
des 8. Jahrhunderts gehalten, ohne daß besondere Argumente vorgebracht werden. Durch die inzwischen
nun vorliegenden Überlegungen Sprandels dürfte die Zeit der Abfassung der Urkunde
doch mehr einzuschränken sein.

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