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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0014
Bader

rung, so tritt, zumal in der Person Lassbergs, das romantisdie Element im Donau-
esdiinger Verein stärker hervor. Denn jener Joseph v. Lassberg, fürstenbergisdier
Jägermeister und nachmals so etwas wie fürstenbergisdier Landesverweser, geriet
immer stärker in den Bannkreis der Romantik; als Freund und Helfer der Brüder
Grimm, Uhlands und vieler anderer ist er in die südwestdeutsche Geistesgeschichte
eingegangen. Sein Sohn Friedrich, als Hohenzollerisch-Sigmaringischer Regierungspräsident
allzu früh, lange vor dem zählebigen Vater, gestorben, gehört dann aber
schon einer jüngeren Epoche an: bei ihm, Herausgeber und Bearbeiter des Schwabenspiegels
, handelt es sich nun schon um einen Vertreter kritisch-genetischer Geschichtswissenschaft
, der sich über das bloß Sichtende und Sammlerische der älteren
Generation erhob.

Die Zeit der Restauration, Epoche der Karlsbader Beschlüsse und der Angst vor
den Jakobinern, war privaten Zusammenschlüssen mehr als abhold. Zu einer neuen
Welle landschaftsgeschichtlicher Bemühungen kam es dann aber im Zuge der deutschen
Einheitsbewegung oder - besser gesagt - mit deren erstem Scheitern in den
Jahren um 1848. Was im großen deutschen Rahmen nicht gelungen war, wurde im
engeren, im unpolitischen Bereich versucht: Rückschau aus der als trostlos empfundenen
Gegenwart in eine in ihrer Größe idealisierte Vergangenheit; Erhellung des
Mikrokosmos, um eines Tages zum nationalen Makrokosmos, zum deutschen Einheitsstaat
zu gelangen. So schießen seit etwa 1850 die örtlich-landschaftlichen Geschichtsvereine
im gesamten deutschen Sprachgebiet nur so aus dem Boden. Die
naturwissenschaftliche Komponente, die „Naturgeschichte", wurde abgestreift, sich
selbst und besonderen Vereinigungen, „Naturforschenden Gesellschaften", wie sich
diese nun nannten, überlassen, wenn auch gelegentlich, so bei unserem großen, die
Uferländer verbindenden "Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung
" die Naturgeschichte einbezogen blieb - schon aus dem Titel verständlich,
weil ja schließlich „Geschichte des Bodensees" am See und seinen ihm eigenen Lebewesen
nicht vorbeigehen kann. Auch Ihr „Verein für Geschichte, Kultur- und Landeskunde
Hohenzollerns" gehörte zeitweise noch ein wenig beiden Bereichen an, obwohl
er nun schon einer dieser jüngeren Geschichtsvereine ist, dem es um die Geschichte
eines historisch geformten Landes ging.

Bei den in der zweiten Hälfte des 19. und in den ersten Jahrzehnten des 20.
Jahrhunderts entstandenen Geschichtsvereinen ging es nun schon darum, von der allgemeinen
Geschichte her die Besonderheiten der Landschaft zu erklären; hier deutet
sich also die Stellung im Rahmen der Geschichtswissenschaft bereits deutlich an. Dazu
kamen aber auch rein antiquarische Sonderinteressen, entsprungen aus der Freude
am Besonderen, ja am Absonderlichen - ein Stück Biedermeier mit emsigem Studium
der lokalen Quellen verbunden. Alle diese Vereine sind, da mehr, dort weniger,
Honoratiorenvereine geblieben, die sich an die gebildete Bürgerschaft wenden und
von ihren Beiträgen genährt werden, so sehr und so gern man auf landesfürstliches
Mäzenatentum angewiesen blieb. Die Verbreiterung, mit Vorbehalt mag man sagen:
die Demokratisierung, setzt erst in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg ein, wobei
nun die Hilfe des Staates, in Form wenigstens staatlicher Subsidiarität, angestrebt
wurde; in den zwölf Jahren des Tausendjährigen Reiches hatte man mitunter alle
Mühe, diese Hilfe des von einer Partei gesteuerten Staates nicht zu üppig und zu
ausschließlich werden zu lassen. Darüber wurde auch bei einer Zusammenkunft südwestdeutscher
Geschichtsvereine, die kurz vor Kriegsbeginn in Sigmaringen stattfand
, mit der gebotenen Vorsicht gesprochen: man zeigte sich nicht geneigt, der

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