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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0060
von Lindeiner-Wildau

Anläßlich der Grundsteinlegung zum Wiederaufbau der Burg Hohenzollern,
die an einem später nach ihm „Wilhelmsturm" benannten Torturm erfolgte, weilte
im September 1850 Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere König und Kaiser
Wilhelm L, in den Hohenzollernschen Landen. Er besichtigte am 20. September die
in Sigmaringen liegenden Kompanien des 26. Infanterie-Regiments und anschließend
am 23. September die 10. und 12. Kompanie dieses Regiments in Hechingen.
Unmittelbar nach der Besichtigung fuhr Prinz Wilhelm im Wagen auf die Burg, wo
der feierliche Akt der Grundsteinlegung stattfand 10. Der mit der Oberleitung des
Baues beauftragte Oberst v. Prittwitz überreichte dem Prinzen für die Handlung
eine Maurerkelle, an die sich eine anekdotenhafte Geschichte knüpfte. Es sollte die
gleiche Maurerkelle sein, die Prinz Wilhelm und Großfürst Nikolaus von Rußland 11
benutzt hatten, als beide 1821 anläßlich einer Besichtigung der Festung Koblenz auf
dem Ehrenbreitstein an einem Turm persönlich einige Steine einmauerten. Der an
dem Bau dieses Turmes beschäftigte Maurermeister Josef Weirather kaufte diese
Kelle dem Nassauer Maurergesellen, dem sie gehörte, für 36 Kreuzer, also weit
über Wert, ab. Später auch beim Bau der Festung Ulm an der Donau tätig, reichte
er sie bei der Grundsteinlegung der Wilhelmsburg, einem Werk der Festung, am
18. Oktober 1844 dem diesen Bau leitenden preußischen damaligen Major v. Prittwitz
. Als letzterer von der Vorgeschichte dieser Kelle gehört hatte, kaufte er sie
seinerseits und überreichte sie nun auf der Zollernburg erneut dem Prinzen Wilhelm
. Danach wurde sie mit einer Urkunde, die diese Vorgeschichte enthielt, dem
Prinzen als Andenken endgültig verehrt12.

Bei dieser Grundsteinlegung waren geschlossene Truppeneinheiten nicht anwesend
, da nach dem Festprogramm lediglich die Teilnahme aller Königlich Preußischen
Offiziere aus Hechingen vorgesehen war. Hauptmann v. Schmettau, derzeitiger
Militär-Kommandant des Platzes, verlas bei der Feier die Urkunde über
die Grundsteinlegung. Nur das Musikkorps des 26. Infanterie-Regiments bzw. die
Bataillons-Musik des Füsilier-Bataillons wurden zur Teilnahme an der Grundsteinlegung
mit einer von der Gemeinde Stetten gestellten Fuhre beschleunigt von
der Besichtigung weg auf die Burg gefahren, um noch vor dem Prinzen von Preußen
an Ort und Stelle zu sein. Die Rechnung darüber und „über das zu den Böllerschüssen
erforderlich gewesene Pulver" und „über 100 Stück zum Abfeuern nöthig
gewesene Zündlichter" legte Hauptmann v. Schmettau am 27. September 1850 der
Königlichen Regierung zu Sigmaringen zur Begleichung vor. Ob nun Artilleristen
oder zivile Feuerwerker die Böller abgeschossen haben, konnte nicht ermittelt werden
. Immerhin: „es war ein weihevoller Moment, als inmitten der zahlreichen Festversammlung
der Prinz von Preußen unter dem Donner der Kanonen und dem Geläut
der Glocken die üblichen drei Hammerschläge that,...".l> „Der bauleitende

»» Verordn. u. Anzeigebl. Reg., Hechingen 1850, Nr. 48 v. 25. 9. 1850, S. 205 ff., u. Nr. 49 r.
28. 9. 1850, S. 208—215, Festprogramm zur Grundsteinlegung; v. Ehrenberg, a.a.O., S. 268;
v. Stuckradt, a. a. O., S. 253, und Zingeler, Hohenzollern, Bilder aus Gegenwart und Vergangenheit
der Stammlande des Deutschen Kaiserhauses, Stuttgart 1897, S. 205. Stuckradt verlegt die
Besichtigung und Grundsteinlegung irrtümlich auf den 24. September, Zingeler auf den 25. September
.

11 Vermutlich der spätere Zar Nikolaus I., 1796—1855, Regierungsantritt 1825.
1! Schneider, Der Soldaten-Freund, 24. Jg., Heft 6, Berlin Dezember 1856, S. 131 f.
13 Staatsarchiv Sigmaringen (abgekürzt: StASi), Ho 1—46, Paket 1, A 6, V. Bd. A Nr. 6, Die Wiedererbauung
der Burg Hohenzollern usw., Nr. 8; ferner: v. Stuckradt, a. a. O., S. 253.

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