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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0146
Kaufhold

kungen, die er gemacht hatte. Er beurteilt nach eingehender und genauer Betrachtung
„die ausgezeichnet schönen Bilder schwäbischer Malerschulen". Aus dem Brief
seien noch zwei wichtige Gedanken hervorgehoben: Die Verborgenheit des großen
Sigmaringer Kunstschatzes, der bisher der Kunstgeschichte fremd gewesen sei, „es
jetzt aber nicht lange mehr bleiben wird." Die Schwierigkeit zur Gründung einer
Kunstsammlung, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden könnte, lag
daran, daß die Gemälde an verschiedenen Orten aufgestellt waren. Deshalb schlägt
Mauch vor, die „gedachten Bilder" der schwäbischen Meister den Bildern der Augsburger
und Nürnberger Schule anzureihen; „so haben Durchlaucht schon eine kostbare
Sammlung oberdeutscher Kunst gegründet".

Für diese Zusammenstellung war an den Verbindungsgang zwischen Schloß und
Kirche (Kirchgang) gedacht. Dort hingen unter einer reichen Anzahl von Gemälden
aller Schulen die altdeutschen Tafelbilder schwäbischer Kunst. Es wurde eine
Zusammenstellung wertvoller und eine Aussortierung nicht geeigneter Bilder vorgeschlagen
. Mauch hat sein dem Erbprinzen gegebenes Versprechen gehalten, indem
er die kunstgeschichtliche Beurteilung der Gemälde in einem Vortrag und in einem
Artikel der „Verhandlungen des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und
Oberschwaben" ausführlich darlegte **.

Mauch widmet sich diesen Tafelbildern schwäbischer Kunst in ausführlicher und
fachkundiger Weise sowohl durch genaue Beschreibung der Darstellung als auch
der technischen und kompositionellen Eigenart der Meister. An bevorzugter Stelle
stehen in dem Bericht die vier großen Tafeln: Verkündigung, Geburt, Beschneidung
und Anbetung, auf den Rückseiten ist die Kreuztragung dargestellt. Die Vermutung
Waagens, daß es sich um Werke Schaffners handeln könne, lehnt Mauch aus der
Kenntnis der Werke Schaffners ab, da die Farben nicht so weich und nicht in eigentlichen
Hautfarben aufgetragen erscheinen. Da die für Schaffner charakteristische
Maltechnik fehlt, erklärt Mauch die Tafeln als Frühwerke und vermutet, daß nicht
alles eigenhändig gemalt sei. Die feinen Beobachtungsunterschiede sprechen für eine
sehr gute Kenntnis der schwäbischen Malschule. Mauch entdeckte auf der Tafel der
Verkündigung die Signatur M. S., die alle Bedenken beseitigte und die Tafeln sicher
als Werke Martin Schaffners erscheinen ließ. Die neuere kunstwissenschaftliche Forschung
sieht in dem Gemälde der Kreuztragung ein Frühwerk Martin Schaffners,
da auf dem Gewand des kreuztragenden Christus der voll ausgeschriebene Name
steht. Die vier Gemälde auf den Vorderseiten der Tafeln sind durch den Stil und
ein dazugehörendes Täfelchen sicher als Werke Jörg Stockers erkannt worden Der
Erbprinz blieb in den folgenden Jahren in brieflicher Verbindung mit Mauch und
förderte den Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben durch
Spenden; er stiftete für das Vereinslokal eine große Wiedergabe des Blaubeurener
Altars und stellte für eine Ausstellung den kostbaren Reliquienkasten des 12. Jahrhunderts
aus Gruol bei Haigerloch zur Verfügung". Eine farbige Reproduktion

35 Verhandlungen, a. a. O., S. 21-25.

36 Friedrich August Lehner, Fürstlich Hohenzollern'sches Museum zu Sigmaringen, Verzeichniss der
Gemälde, Sigmaringen 1871, Nr. 81—86. Eigenhändiger Eintrag von Dr. Gröbbels über die Auffindung
der zugehörigen Tafel mit der Angabe Jörg Stocker.

37 Jakob Heinrich v. Hefner-Alteneck, Kunst-Kammer Seiner Koeniglichen Hoheit des Fürsten Karl
Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, München 1866, Nr. 41 und 42.

Friedrich August Lehner, Fürstlich Hohenzollern'sches Museum zu Sigmaringen, Verzeichniss der
Emailarbeiten, Sigmaringen 1872, Nr. 51.

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