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Fürstenhaus und Kunstbesitz

7. Große Ankäufe vor der Museumseröffnung

Durch die Einrichtung des „Altdeutschen Saales" waren die Sammlungen des
Fürsten Karl Anton berühmt geworden. Aus dem anfänglichen Bestand von altdeutschen
Tafelbildern war eine umfassende Sammlung aller Zweige der mittelalterlichen
Kunst geworden. Diese harmonische Ausweitung der Sammlung altdeutscher
Kunst, vor allem der Gotik des 15. Jahrhunderts, zeigt das Ziel, welches
Karl Anton bei seinen Ankäufen von Kunstgegenständen verfolgte. Sein Kunstinteresse
beschränkte sich nicht nur auf Werke der Malerei und Schnitzwerke, sondern
auch auf die kunstgewerblichen Arbeiten aus Metall, Holz, Email und Elfenbein
. Er wollte die Kunst einer Epoche möglichst mit vielartigen Beispielen vom
Möbel bis zum Bijou darstellen.

Das Erwerben von Kunstgegenständen begann langsam, es steigerte sich bis zu den
großen Ankäufen in den Jahren 1862/63. Daß der Anfang schwer war und nicht
ohne Enttäuschung verlief, beweist ein Brief Karl Antons an den Generaldirektor
der Berliner Museen vom 26. Dezember 1854: „Seit 20 Jahren sammle ich mit
Glück, obgleich ich manches Lehrgeld bezahlt habe80".

Aus dieser Äußerung geht hervor, daß Karl Anton seit 1834, dem Jahre seiner
Vermählung mit Josephine Prinzessin von Baden, Kunstgegenstände sammelte. Für
seine Kunstankäufe liegen zahlreiche Belege vor. In seinen Brief en an Mayenfisch aus
den Jahren 1842 bis 1876 berichtet Karl Anton häufig von „magnifiques Acquisitio-
nen". So z.B. am 14. August 1856 von den vier holzgeschnitzten Gruppen (Kreuztra-
gung, Geißelung, Grablegung und Auferstehung) aus dem 15. Jahrhundert, die er bei
dem Antiquar Laubheimer in Karlsruhe erworben hat81. Der Briefwechsel läßt zugleich
erkennen, daß Karl Anton im Kunsthandel bekannt war und aus dem In- und Ausland
zahlreiche Kaufangebote erhielt. In Paris kauft er Vortragskreuze, in seinem
Erholungsort Hyeres und in Marseille erwirbt er mannigfaltige italienische Fayencegefäße
und eine Madonna von seltener Größe und schönen Blumengirlanden von
Lucca della Robbia. Zahlreiche Akquisitionen, vor allem Gläser und Majolikas,
aber auch Waffen, kamen aus der Schweiz (bei Kühn in Genf, Saxer in St. Gallen
und Wachtmeister in Rheineck, nahe der Weinburg, dem Sommersitz der Fürstlichen
Familie). Die umfangreichen Listen der Erwerbungen, die von der Weinburg nach
Sigmaringen kamen, sind erhalten. Den Großteil machen Gläser, Porzellane, Waffen
und Möbel aus. Die eigenhändig geschriebenen Listen Karl Antons bezeichnen
genau den Raum im Schloß, in dem die Gegenstände aufgestellt und verwahrt
werden sollten.

Den Ankauf von mittelalterlichen Holztafeln und Plastiken im schwäbischen
Raum überließ Karl Anton seinem Intendanten v. Mayenfisch. Er erwarb zahlreiche
Kunstwerke von der Witwe Redle aus Saulgau und von Borger in Buchau; von
Borger wurde der Großteil der schwäbischen und oberdeutschen Tafelbilder erworben
. Mayenfisch reiste öfters nach Ulm zu Benzinger und nach Augsburg zu

8° Ebenda, 1.
81 Vgl. Anm. 63.

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