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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0162
Kaufhold

Münk, auch nach Ravensburg zu H. v. Uxküll und Härrich82. Bei diesen Ankäufen
dachte Karl Anton nicht nur an seine Kunstsammlungen, sondern auch an die Ausstattung
der vielen Räume des Schlosses. In den vom Brand im Jahre 1893 nicht
zerstörten Räumen hat sich die Einrichtung durch Karl Anton bis heute erhalten.
Jeder Raum repräsentiert eine Stilepoche. Die italienische Renaissance findet sich
in einem Zimmer der badischen Salons; im Stil des 18. Jahrhunderts ist das Rokokozimmer
eingerichtet.

In den Jahren 1862/63 kauft der Fürst erstmals größere Bestände von Auktionen,
so bei Weyer und Lempertz in Köln8S. Die Weyersche Gemälde-Galerie in Köln
umfaßte 364 Gemälde von den Byzantinern, frühen italienischen, oberdeutschen,
Kölner, holländischen und brabantischen Malerschulen bis zum 17. Jahrhundert84.
Die Sammlung kam im Herbst 1862 zur Versteigerung. Die treibende Kraft für den
Ankauf der Gemälde war für den Fürsten Professor A. Müller in Düsseldorf. Er
bemühte sich nicht nur um die beste und billigste Auswahl, sondern schlug dem
Fürsten vor, eine geschlossene Abteilung der oberdeutschen Kunst zu erwerben. Auf
die Liste der von Müller vorgeschlagenen Bilder ging Karl Anton ein und gewährte
einen Kredit von 3000 fl und für zwei Tafeln der Verkündigung von Jan van
Eyck einen Sonderkredit von 1000 fl. (Diese Gemälde wurden später Gerard David
zugeschrieben.) Für insgesamt 29 erworbene Gemälde wurden 4764 fl ausgegeben.
Die bekanntesten Meister waren Stephan Lochner (Kreuzigung), Rogier van der
Weyden (Verkündigung), Hans Memling (Pieta), Meister der Kölner Schule (Christus
am Kreuz, Marienkrönung, Anbetung der Könige), Bartholomäus Bruyn (Maria
mit dem Leichnam Jesu); auch zwei Byzantiner waren darunter. Aus der Dürer-
Schule stammen zwei Porträts (Herr und Frau von Rieter aus Nürnberg); das Porträt
der Frau ging zuerst an Huber in Berlin, es wurde später zur Sigmaringer
Sammlung hinzuerworben 85. Der Fürst weilte zur Zeit der Kaufsverhandlungen in
Wildbad und auf der Wernburg. Seine Korrespondenz mit Professor A. Müller enthält
folgende kostbare Blüte. Müller schlägt dem Fürsten vor, nicht nur an eine
Komplettierung altdeutscher Meister zu denken, und schreibt: „ ... nur in den
Kelchen der verschiedensten Blumen findet die Biene das köstliche süße Aroma,
welches ihren Honig durchwürzt, und so werden, um einen Vergleich zu ziehen, die
Reize eines Werkes von Zeitblom neben denen eines Memling gegenseitig gehoben
und der Genuß an den Gemälden durch das nebeneinanderstehen derselben erhöht,
während eine bloße Complettierung, somit die Zusammenstellung ihrer Natur nach
mehr gleichartiger Werke eher ermüdend wirken muß ... Der Grund, warum so
viele Meister der schwäbischen Schule nach den Niederlanden gewandert sind 86."
Müller durfte mit Genehmigung des Fürsten die erworbenen Gemälde zunächst in
der Akademie in Düsseldorf ausstellen. Die Erwerbung der Weyerschen Gemälde
stellte für Karl Anton den bedeutendsten und größten Ankauf seiner Kunstkäufe
dar und war auch einer der Beweggründe, die zur Einrichtung einer größeren Galerie
Anlaß gaben.

82 FHBS, Registratur, Nr. 14, Gemälde.

83 Ebenda.

84 [M. Unger], Beschreibung des Inhaltes der Sammlung von Gemälden älterer Meister des Herrn
Johann Peter Weyer in Coeln [1852].

85 FHBS, Registratur, Nr. 14, Gemälde.

86 Ebenda.

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