Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0167
Fürstenhaus und Kunstbesitz

das einer Wächterstube ähnlich ist. Auf dem mit Zinnen abschließenden Turmviereck
sitzen vier vorspringende spitzgieblige Fenster. An den Treppenturm stoßen das
Logengebäude und der auf offenem, hohem Spitzbogen liegende Verbindungsgang
zum Schloß. Der Mittelteil der Ostfassade mit dem Eingang wird durch zwei
schlanke, bis zu einem Giebel durchlaufende Pilaster eingerahmt. Sie schließen ein
Rechteckfenster und ein Rundfenster mit Maßwerk ein. Über der Eingangstür ruht
ein großer, abgestufter Sandsteinblock. Das Basrelief im Spitzbogen stellt eine
Allegorie der Künste dar. Es wurde 1866 von Bildhauer Reiss aus Düsseldorf geschaffen
. Ein Plattenweg, der mit einer Sandsteinbalustrade mit Vierpaßöffnungen
zwischen Sockeln verziert ist, führt zum Eingang. Die Wandfläche links vom Eingang
ist von einem in der Mitte vorspringenden Sandsteinerker beherrscht, in den
ein dreiteiliges, hohes Fenster eingefügt ist. Auf einem Spruchband in gotischen
Rahmenfeldern unter dem Fenster ist zu lesen: „Gott ist mein Schutz". Über den
kleinen spitzbogigen Oberlichtern des Erkers steht die Inschrift: „Erbaut von Carl
Anton Fürst von Hohenzollern ...".100

Zwei kleine Fenster über dem Erker beleuchten die Dachräume. Den Abschluß
des Giebeldaches bilden abgetreppte Zinnen. Die vertieften Flächen unter den Zinnen
sind mit Sandsteinprofilen gerahmt.

In das massive Gehäuse aus Kalksteinen wurde ein Holzbalkenwerk (Abb. 8) als
Decke und für den Dachstuhl eingestellt. Das Vorbild für diese Holzkonstruktion
war der Stil der Tudorzeit. Die kühnen, einfachen, vom Schiffsbau inspirierten
Konstruktionen der englischen Baumeister, die den Raum ohne Säulen mit einer
Doppelstichbalkendecke überspannten, z. B. in der Pfarrkirche in Needham Market
m, wagten die Nachahmer in Sigmaringen nicht. Die flache Stichkappe der
Decke des Mittelschiffes ruht auf acht sechseckigen Holzsäulen. Holzlisenen steigen
von dem mit zierlichen Rosetten verzierten Kapitell der Säulen bis zur Decke. Die
tragenden, halbkreisförmigen Mittelbögen sind mit den Dreieckstreben der Decke
verbunden. Unter den Querbalken hängen zwischen zwei Spitzbogen Balkenzapfen
. Die Felder zwischen dem tragenden Gebälk sind durch Spitzbogenreihen
und Vierpäße geziert.

Am 21. November 1863 übertrug Fürst Karl Anton die Gesamtleitung der künstlerischen
Ausgestaltung des Innenraumes Professor Andreas Müller mit folgender
Verfügung: „ . .. übertrage Ich in Folge Ihres gefälligen Anerbietens, die Decoration
, Ausschmückung im inneren Ausbau der neuen Bibliothek in Sigmaringen in
Ihre Hand nehmen zu wollen, sonach die Ausführung und setze Sie in Kenntnis,
daß Ich den Baurath Laur angewiesen habe, Ihren Anordnungen und Bestimmungen
die geneigte Ausführung zuzusichern. Ihre Mitwirkung und die Ihnen anvertraute
Leitung verbürgen Mir die harmonische und künstlerische Durchführung dieser
inneren Vollendung Meines Baues, und Ich sage Ihnen für Ihr bereitwilliges Entgegenkommen
Meinen besten Dank".1M Müller plante für die Wände bemalte
Teppiche, die freien Flächen wollte er mit leichten Dessins schablonieren. Das Holzwerk
der Decke sollte naturbelassen bleiben, nur lasiert und mit Wachs überzogen
werden. Mit der Vergoldung der Profile und der Tönung der Lisenen in blauer und
roter Farbe wurde schon im Winter 1863 begonnen 103. An der Ostseite, über dem

100 d;c Jahreszahl ist verwittert, nur die Zahl 2 ist nodi erkennbar.

101 Nicolaus Peusner, a. a. O., S. 260, Abb. 211.

102 FHBS, Registratur, Bibliothek und Sammlungen 1860-71, 25.

103 FAS, Hofverwaltung Sigmaringen, NVA 15 786.

165


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0167