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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0168
Kaufhold

großen Kamin, wollte er die Meinradsbilder von Mücke anbringen. Über den
Seitentüren plante Müller Wappen mit Schildhaltern, für die Ausschmückung der
Seitenkabinette hatte er ober- und niederdeutsche Gemälde vorgesehen 1M.

Für die speziellen Aufgaben eines Bibliothekars suchte Fürst Karl Anton nun einen
Fachgelehrten. Er stellte am 1. Mai 1862 Dr. Emil Roessler als Hof rat und Hofbibliothekar
an "*. Roessler wurde am 3. Juni 1815 in Brüx in Böhmen geboren.
Nach seiner Promotion zum Dr. jur. an der Universität Prag blieb er dort als
Privatdozent. Von 1845-1848 war er Dozent für Rechtsgeschichte an der Universität
Wien. Anschließend (1848/49) war er Abgeordneter der Nationalversammlung
in Frankfurt. Von hier aus kehrte er nicht mehr nach Österreich zurück, sondern
ging nach Göttingen und lehrte als Privatdozent deutsches Privatrecht und deutsche
Staats- und Rechtsgeschichte. Seit 1850 betätigte er sich als Bibliothekar, zunächst
in der juristischen Abteilung der Universitätsbibliothek in Göttingen, und von 1855
an mit der Beschreibung der Handschriften. Am 25. Januar 1858 übernahm Roessler
die Stelle des zweiten Bibliothekars an der Universität Erlangen. Roessler schrieb
mehrere Arbeiten über bäuerliche Erbfolge, ein zweibändiges Werk über Deutsche
Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren, über Stadtrechte in Prag und Brünn,
über die Gründung der Universität Göttingen und legte einen Katalog der Handzeichnungen
der Universität Erlangen an m.

Roessler arbeitete nur eineinhalb Jahre in Sigmaringen. Er starb plötzlich am
5.Dezember 1863. Während seiner Tätigkeit in Sigmaringen erfolgten großeBücher-
ankäufe. Durch die Vermittlung von Ludwig Schmid, dem „Hofgenealogen" des
Fürstlichen Hauses im 19. Jahrhundert, wurden 3500 Bände Dubletten der Tübinger
Universitätsbibliothek angekauft, darunter zahlreiche Inkunabeln aus den
Klöstern Weingarten, Zwiefalten und Bebenhausen und Frühdrucke aus Tübingen,
Ulm und Reutlingen. Im Frühjahr 1863 wurden die Reste der ehemaligen Schloßbibliothek
in Hechingen erworben. Dieser Bestand enthielt zahlreiche wertvolle
Zollerana mit handschriftlichen Bemerkungen von Persönlichkeiten des fürstlichen
Hauses. Auch von der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek in Donaueschingen
wurden viele Dubletten gekauft. Zum Arbeitsbereich Roesslers gehörte auch die
Kupferstichsammlung. Er reiste mit Professor Müller nach Schloß Wolfegg, wo sich
die weltberühmte Kupferstichsammlung mit über 100 000 Blättern befand, um
Dubletten auszusuchen.107.

Am 24. August 1863 besuchte der Heidelberger Professor der Geschichte Wilhelm
Wattenbach Schloß Sigmaringen und legte dem Fürsten einen ausführlichen Bericht
von seinen Eindrücken über die Sammlungen, vor allem die Bibliothek, vorm.
Sein Bericht ist heute ein wertvolles Dokument zur Geschichte des Schlosses und
seiner Sammlungen im 19. Jahrhundert. Zunächst geht Wattenbach auf die ehrwürdige
Geschichte des Hauses Hohenzollern ein, dessen gegenwärtige Machtstellung
sich in dem begonnenen Aufbau der Burg Hohenzollern repräsentiert. Die Burg
hatte Wattenbach am 15. August besucht. Er bedauert sehr, daß der Wiederaufbau
nicht nach den von Roessler gefundenen alten Plänen erfolgte, obwohl genaue Zeichnungen
der einzelnen Räume vorlagen.

104 FHBS, Registratur, Bibliothek und Sammlungen 1860-71, 22.

»«* FAS, Hofkammer Sigmaringen, R. 40, NVA 18 271.

108 Universitätsarchiv Erlangen, Sign. Univ.-Archiv Erlg. II/2/7/R.

107 FHBS, Registratur, Bibliothek und Sammlungen 1860-71, 12, 13, 20, 24.

108 Vgl. Quellenanhang Nr. 9.

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