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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0170
Kaufhold

„Kunstsaal" erforderte eine den Kunstwerken entsprechende Ausstattung. Professor
Andreas Müller, dem der Fürst schon die Dekoration des geplanten Bibliothekssaales
übertragen hatte, wurde mit dieser neuen Aufgabe betraut. Der Fürst beorderte
ihn mit Kabinettsrat von Werner Ende März 1864 nach Sigmaringen, damit
er sich an Ort und Stelle über das neue „Arrangement" orientiere m.

Am 9. April wurden die von Werner, Müller und Laur unterzeichneten Änderungsvorschläge
in einem Protokoll dem Fürsten unterbreitetDie Vorstellungen,
von denen Müller ausging, waren inspiriert von mittelalterlichen Formen: er versuchte
, einen festlichen Rahmen zu schaffen, der dem Stil der Kunstwerke angepaßt
war.

Die dekorative Bereicherung beginnt in der Vorhalle, die ein Netzgewölbe über
Brakenköpfen erhielt. Zwischen die Ansätze der Rippen sind die symbolischen
Halbfiguren der sieben Kurfürsten mit ihren Wappen und der Reichsadler gemalt.
Ein gemusterter Stoff verkleidete die Wände. Das Allianzwappen des Fürsten Karl
Anton füllt den Giebel über der zweiten Eingangstür. Diese ist mit Aststäben und
Profilen reich geschnitzt und führt zu dem ganz mit Holz verkleideten kleinen
Vorraum. Im Innern des Saales läßt Müller reiches Holzschnitzwerk anbringen.
Die Ostwand wird bevorzugt ausgestattet. Hier sollte ursprünglich ein großer
Kamin aufgestellt werden; an seine Stelle wird der Haupteingang verlegt, der
durch eine Seitentür des nördlichen Kabinetts geplant war. Der Eingang zum Saale
öffnet sich mit einem hohen Spitzbogen, der mit Profilstäben und tiefgeschnitztem
Rankenwerk reich geziert ist. Die umlaufende und mit abgetrepptem Aufsatz abschließende
Einfassung hat flaches Kerbschnittornament. Die beiden Eingänge zu
den Kabinetten passen sich in der Einfassung der Mitteltür an; sie haben das gleiche
flache Kerbschnittornament in Eichenholz zwischen Profilen mit horizontalem Abschluß
. In den Supraporten sitzt ein Spitzbogen mit geschnitzten Vierpässen in den
Füllungen. Von den Türen ausgehend umläuft ein in Holzfarbe gestrichener Gipsgurt
die Fenster und teilt die Wand in zwei Hälften, die untere ist für die Kunstwerke
, die obere für eine Dekoration bestimmt. Die Säulen werden ebenfalls durch
zusätzliches Schnitzwerk verziert. Die achteckigen Felder der Sockel haben vertiefte
Vierpaßfelder; acht gewundene Rundstäbe steigen in den Ecken auf. Vier Seiten
schmücken eingetiefte Kerbschnitte. Kleine Rosetten umgeben die Kapitelle, über
denen vorspringende, profilierte Streben zwischen Ornamentfeldern zum Gebälk
laufen. An den Säulen, unter den zur Mitte vorspringenden Bänderbalken, hängen
Engelsbüsten. Sie halten Schilder, auf denen Symbole der Handwerker geschnitzt
sind: Palette (Maler), Hammer und Steinmeißel (Steinmetz), zwei Feilen und
Schlüssel (Schmied), Kelle und Senkel (Maurer), Zirkel und Winkel (Baumeister),
Holzhammer und Meißel (Bildhauer), Hobel und Säge (Schreiner), Beil und Pickel
(Zimmermann). Auch im Gebälk der Pfarrkirche von Needham Market finden sich
solche Engelsbüsten, die vielleicht für unseren Bau Vorbild waren "3. Der Sockel
der Wände, auch in den Seitenkabinetten, ist mit einer kassettierten Holzlambris
verkleidet. Die Seitenkabinette werden betont vornehm ausgestattet. Den Haupt-
schmuck bildet die Deckenverkleidung, im nördlichen die geschnitzte Balkendecke
und im südlichen eine Kassettendecke. Die Fenster- und Türeinrahmungen sind mit

111 FHBS, Registratur, Bibliothek und Sammlungen 1860-71, 36.

,lä Vgl. Anm. 103.

»3 Peusner, a. a. O., Abb. 211.

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