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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0171
Fürstenhaus und Kunstbesitz

halberhabenem Kerbschnittwerk ausgeschnitten. Im südlichen Kabinett erhält das
Erkerfenster eine an ein gotisches Chorgestühl erinnernde Holzumrahmung. Auf
den Wangen der eingestellten Sitzbank stehen die Holzbüsten der Schöpfer des
Baues mit den Unterschriften: „Jos. Laur Baumeister Sigmaringen", „Andreas
Müller Maler Düsseldorf.

Die Fenster, grau in grau mit farbiger Einfassung, sind bleiverglast. Für die
beiden Rundfenster an der Westseite schlug das Protokoll vor: „In die runden
Fenster an der westlichen Seite kommen gemalte Gläser - Zeichnungen dazu liefert
Professor Müller." Die Fläche über dem Holzsockel bis zur Profilleiste bedeckt ein
mit grüner Ölfarbe gestrichenes Segeltuch; auf dieses ist das Monogramm „CA" in
dunklerem Ton schabloniert und mit Gold durchzogen. Müller entwarf auch eine
farbige Blumenbordüre als Abschluß unter dem Gipsgurt. Die Seitenkabinette
werden mit grünem Seidenrips bespannt. Die schon 1863 begonnene leichte Tönung
des Holzwerkes der Decke und des Balkenwerkes wurde fortgesetzt. Der größte
Teil des Holzwerkes wurde naturbelassen und nur leicht lasiert und gewachst.
Schmale Goldstäbe wurden an den Rändern der Balken und den Profilen angelegt,
desgleichen rote und blaue Linien hinzugefügt. Diese Dekoration des Holzwerks
wurde bis auf die Säulen heruntergeführt. Die etwas zu bunte Farbtönung wurde
an den Säulen zugunsten des Holztones mit leichter Goldverzierung reduziert1M.
Die Leitung über die Ausmalung des Kunstsaales lag ebenfalls in Händen von
Professor Andreas Müller (1811-1890) aus Düsseldorf. Müller war dort Professor
an der Kunstakademie und Konservator der Kunstsammlung. Sein künstlerisches
Schaffen war von Schnorr und Cornelius beeinflußt. Mit Ittenbach gehörte er zum
Kreis der Düsseldorfer Nazarener. Bekannt wurde Müller durch die Fresken in
der Apollinariskirche in Remagen 115. An der Ausmalung des Kunstsaales in Sigmaringen
beteiligten sich sein Sohn Franz und Maler Heinrich Lauenstein, der
ebenfalls Entwürfe fertigte. Franz Müller (1843-1929) arbeitete später als Historien
- und Kirchenmaler116, Heinrich Lauenstein (1835-1910) lehrte an der Düsseldorfer
Akademie religiöse Historienmalerei117. Weil Müller mit den genannten
Mitarbeitern nur in den Semesterferien nach Sigmaringen kommen konnte, zog
sich die Ausmalung bis zum Herbst 1867 hin. Während seiner Abwesenheit setzten
einheimische Maler nach Entwürfen Müllers die Arbeit fort, so der später als Glasmaler
bekannte Lütz und als Lehrjunge Gustav Bregenzer 118. Erst im August 1864
war sich Müller über die Bemalung der oberen Wandfläche schlüssig Die Fläche
wurde grau gestrichen sowie mit Streifen und kleinem, kreuzförmigen Muster
schabloniert. Aus dem goldenen Astwerk, das nahe über dem Gipsgurt sitzt und
die Fenster umläuft, springen Blatt- und Blumenranken hervor. Zwischen diesen
Ranken sitzen Fabelwesen, Masken, Putten und allerlei Tiere. Diese ornamentalen
Beigaben und Details sind mit besonderer Liebe und Sorgfalt ausgeführt und erinnern
an die Buchmalerei von Hubert van Eyck 120. Müller wollte eine historische

114 FHBS, Registratur, Bibliothek und Sammlungen 1860-71, 68.

115 Thieme-Becker, Band 25, S. 220.
»M Ebenda, S. 225.

117 Thieme-Becker, Band 22, S. 434.

118 FHBS, Registratur, Bibliothek und Sammlungen 1860-71, 128.

119 Ebenda, 53.

120 Friedrich Winkler, Die altniederländische Malerei. Die Malerei in Belgien und Holland von
1400-1600, Berlin 1924, S. 41, Abb. 15.

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