Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0177
Fürstenhaus und Kunstbesitz

In Sigmaringen beginnt Lehner seine Arbeit in der Vollkraft seiner Jahre kurz
vor dem 40. Lebensjahre. Die Promotion lag erst etwas über ein Jahr hinter ihm.
Mit großer Schaffensfreude übernimmt Lehner die schweren und vielseitigen Aufgaben
in der Bibliothek und in den Sammlungen. Einen Überblick über die vorhandenen
Kunstschätze erhälf Lehner dadurch, daß er das „Inventarium des Fürstlich
Hohenzollern'schen Museums zu Sigmaringen" anlegt. Lehner hat in diesem
Inventar bis Dezember 1893 insgesamt 7275 Gegenstände verzeichnet. Mit Mayenfisch
hatte er diese Aufstellung im November 1864 begonnen. Mayenfisch benannte
den Gegenstand und gab aus dem Gedächtnis bei einzelnen Stücken die Provenienz
und den Ankauf mit Preis an. Die Räume des Schlosses sind in folgender Reihenfolge
aufgenommen: Königszimmer, Majolika-, Gobelin-, Rokokozimmer, dann
folgen die Kapellen- oder Kanonenhalle, die Schloßkapelle und schließlich der Altdeutsche
Saal mit 481 Kunstwerken. Die Waffenhalle hatte Lehner nach der Fertigstellung
und Einrichtung im Sommer 1865 inventarisiert. Sie enthielt 3201 Nummern
. Dazwischen wurden die neuen Akquisitionen des Fürsten und Mayenfischs
in den Nummern 1350-1656 verzeichnet. Am 11. Januar 1866 wurde die angekaufte
Sammlung Mayenfisch, Verzeichnis A und B, mit 775 Nummern dem Inventar einverleibt
. Die Verzeichnung der Kunstsachen wurde bei der Einrichtung des Museumssaales
weitergeführt. Dieses „Inventarium" mit seinen Eintragungen über Ankäufe,
Preise und Ausscheidungen ist für den gesamten Kunstbestand des Schlosses von
größter Wichtigkeit und wird auch heute noch geführt.

Verschiedenartige und mühevolle Aufgaben erwarteten Lehner in der Hofbiblio-
thek. Fürst Karl Anton hatte verfügt, daß die Bibliothek in den ehemaligen Waffen-
saal im ersten Stock des Kavalierbaues und in die vier anliegenden Räume, in denen
bisher die Fundsachen waren, „translociert" und neu eingerichtet werde ist. Auch
ein Lesezimmer für wissenschaftliche Arbeiten wurde geschaffen, das damals häufig,
vor allem von den Lehrkräften des Gymnasiums, benutzt wurde. Umbau und Einrichtung
wurde nach den Plänen Lehners durch Baurat Laur ausgeführt. Lehner
bedauerte später, daß er den Saal nicht durch zwei Stockwerke hinaufgeführt hatte.
Die Räume wurden mit neuen Regalen, Schränken und Parkettböden ausgestattet.
Die verschiedenen Abteilungen (Handschriften, Inkunabeln, Kupferstiche) erhielten
eigene Räumlichkeiten. Die Münzsammlung wurde neu verzeichnet und in Schränken
verwahrt. Die Katalogisierung der Bücher erfolgte alphabetisch und systematisch
nach von Lehner festgelegten 32 Sachgebieten. Der großangelegte Ankauf von
Werken aller Sachgebiete, vor allem der Archäologie, Kunstwissenschaft, Paläogra-
phie und Kulturgeschichte, aber auch der allgemeinen Geschichte und der Literatur,
ist das Werk Lehners. Er schuf sich in der Bibliothek eine Arbeitsgrundlage für seine
selbständige, kritische Forschung. Seine Kenntnisse der historischen Grundlagen
bewahrten ihn vor dem Aesthetizismus. Uber seine Ziele beim Ankauf der Bücher
schreibt Lehner am 31. 12. 1864 an den Fürsten: „In der Auswahl ließ ich mich
durch den Gesichtspunkt leiten, der mir im Betreff der Novitätenanschaffung für
die hiesige Bibliothek als der maßgebende erscheint, nämlich vorzugsweise Pflege
der Archäologischen, Kunst- und Kulturhistorischen, in zweiter Linie der Historischen
im Allgemeinen und Biographischen sowie der Welt- und Völkerkunde, in
dritter Linie Pflege der in gutem Sinne Populären (d. h. was die Erwartungen der
wahrhaft Gebildeten erfüllt, aber nicht ausschließlich für Fachgelehrte bestimmt ist)

134 FHBS, Registratur, Bibliothek und Sammlungen 1860-71, 34.

11»

175


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0177