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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0178
Kaufhold

aus allen Disciplinen. Hinzu kommt selbstverständlich Berücksichtigung alles dessen,
was auf die hiesigen Sammlungen Bezug hat, was vom Hohenzollernschen Hause
und Lande handelt, sowie Reflektierung auf Quellenwerke, soweit sie nicht von
Dingen handeln, die hier so gut als augeschlossen sind (Medicin, Jus etc.)" 13ä. Die
von Lehner angelegten Kataloge sind erhalten und werden in gleicher Einteilung
und Zielsetzung fortgeführt.

Die Aufstellung der Waffen im Gewölbe unter dem Schloßhof und der Fundsachen
in den oberen Räumen des Kunstbaues hatte Lehner zum größten Teil
Mayenfisch überlassen. Wenn die Aufstellung auch einer „strengen wissenschaftlichen
(wenn man will pedantischen) Anforderung nicht ganz entspricht und wenn
sich auch dabei einige eigentümliche Mayenfisch'sche Schrullen geltend gemacht
haben, so muß ich doch nichts desto weniger sagen, daß das Ganze einen recht
gefälligen, übersichtlichen Eindruck macht und daß man vorderhand damit zufrieden
sein darf." m

Der Arbeitseifer Lehners, der in Wien an das Tempo der Großstadt gewöhnt
war, trifft in Sigmaringen mit seiner kleinstädtischen Gemütlichkeit auf große
Schwierigkeiten. Im Kunstsaal zieht sich die Ausmalung über Jahre hin, in der
Bibliothek werden die Tische für die Cimelien und die Schränke für die Kupferstiche
und die Kunstbibliothek nicht fertig. Lehner schreibt am 6. Juni 1866 an den
Fürsten: „Die Ungeduld, mit der ich im vorigen Jahr, überhaupt die beiden Jahre
meines Hierseins, alle mit unseren Instituten zusammenhängenden Arbeiten gefördert
wissen wollte, hat sich durch die steinerne Logik der Tatsachen von selbst
gedämpft, und ich danke mit Resignation dem Geschick für jeden Strich und Schlag,
der dem Ziel näher führt. Den Maßstab, den ich von unsern Wiener Stadterweiterungsbauten
(die bekanntlich den Parisern das Wasser nicht reichen) mitbrachte,
habe ich die Donau hinunterfließen lassen, mit andern Worten, ich habe mich dabei
zu beruhigen gelernt, daß ein kleiner Ort die Mittel in keiner Hinsicht bieten kann,
... wie dies in einer Großstadt möglich ist." ,S7 Dessen ungeachtet hat Lehner in
Sigmaringen einen bedeutenden und avantgardistischen Schritt für die kunsthistorische
Wissenschaft gewagt. Er schreibt an den Fürsten am 10. März 1866: „Nachdem
man bis jetzt fast durchaus sich darauf beschränkte, von Gemälden nur durch
das Medium der Zeichnung oder Lithographie oder eines Stiches photographische
Vervielfältigungen zu publizieren, hat neuestens die Kunstanstalt Piloty und Löhle
ihre Absicht angezeigt, eine Reihe altdeutscher Bilder der Pinakothek in unmittelbarer
Photographie zu veröffentlichen. Diese Anzeige gab mir den Mut, mit dem
langgehegten Plan vorzugehen, „unsere" altdeutschen Bilder durch Bilharz aufnehmen
zu lassen. Die Sache ist gelungen..." 1,8 In dem begabten Photographen
Edwin Bilharz hatte Lehner einen geeigneten Mann gefunden, der auf seine Ideen
einging und ein selbsterfundenes Schnellverfahren für fotografische Abzüge benutzte.
Das erste Werk, das Lehner in dieser Weise mit Bilharz herausgab, war „Kunstwerke
der Pfarrkirche zu Bingen bei Sigmaringen". Es erschien 1866 in der Hof-
buchhandlung C. Tappen in Folioformat mit zwölf Aufnahmen der Altarbilder
Bartholomäus Zeitbloms und den Bildwerken von J. Syrlin. Lehner schrieb den

1« Ebenda, 66.
»« Ebenda, 129.
187 Ebenda, 129.
«* Ebenda, 127.

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