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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0219
Fürstenhaus und Kunstbesitz

Der großartige, wenn auch im Innern noch unvollendete Bau erinnert an die
gegenwärtige Machtstellung des Geschlechtes der Hohenzollern, hat aber die Spuren
der alten Feste fast ganz vertilgt. Um so merkwürdiger ist die genaue Beschreibung
derselben in einem Inventar aus dem Jahre 1623, also vor der Plünderung
durch die Würtemberger im Jahre 1634, welches der Hofrath Roeßler kürzlich entdeckt
hat. Darin findet sich nicht nur jeder Raum der damaligen Burg einzeln bezeichnet
und sein Inhalt vollständig angegeben, sondern auch ein genauer Katalog
der fürstlichen Bibliothek, von welcher einzelne freilich geringe Reste sich durch alle
Zeiten bis auf den heutigen Tag erhalten haben und die ehrwürdige Basis der gegenwärtigen
Schloßbibliothek zu Sigmaringen bilden.

Das Schloß zu Sigmaringen hat sich äußerlich in der Gestalt erhalten, welche ihm
der friedliche Verlauf der letzten Jahrhunderte nach und nach gegeben, ohne Rücksicht
auf die architektonische Schönheit, wenn auch auf dem steilen Felsen-Untergrund
durch Maßenhaftigkeit imponierend. In hohem Grade aber überraschend ist
der Eindruck, wenn man die inneren, so überaus geschmackvoll eingerichteten Räume
betritt, welche die seltensten und ausgesuchtesten Kunstschätze in reichster Fülle
enthalten. Unter der ebenso liebenswürdigen wie umsichtigen Leitung des Herrn
Baron von Mayenfisch bietet die Durchwanderung dieser Gemächer Belehrung und
Genuß in gleichem Maaße.

Weniger durch Schönheit den Blick fesselnd, aber von hohem geschichtlichen
Werthe ist die ausgezeichnete Sammlung germanischer Alterthiimer, welche durch
die ununterbrochene Durchforschung des an geschichtlichen Denkmälern unerschöpflichen
Bodens der Umgegend eine fortwährende Bereicherung erhält.

Einen der größten Vorzüge dieser Sammlung aber bildet die sorgfältige Zusammenstellung
der Gegenstände nach der Art ihrer Auffindung, die authentische
Sicherheit der Zusammengehörigkeit und die Gewißheit, wo und wie jedes einzelne
Stück gefunden ist, Bedingungen, deren Fehlen viele ältere Sammlungen fast werthlos
macht. Die Sigmaringer Sammlung dagegen hat eben hierdurch einen wahrhaft
klassischen Werth und konnte auch deshalb dem vorzüglichen Werk von Linden-
schmit zur Basis dienen, welches für die deutsche Alterthumskunde durch die einsichtige
und klare Behandlung der Gegenstände von epochemachender Wichtigkeit
geworden ist. Es kann nicht dankbar genug anerkannt werden, daß der hohe Besitzer
dieser Sammlung, weit entfernt, an dem bloßen Besitze derselben sich genügen
zu lassen, sie auf diese Weise auch für die Wissenschaft wahrhaft fruchtreich hat
machen wollen.

So lockend es nun auch gewesen wäre, dem Studium dieser Sammlung der Beschäftigung
mit den zahlreichen Werken deutscher und fremder Kunst aus den
schönsten Zeiten der fortgeschrittenen und vollendeten Entwicklung die Tage zu
widmen, so waren für midi doch die Bibliothek und vorzüglich das Archiv die
Gegenstände, welche meine Anwesenheit veranlaßt haben und denen ich meine Zeit
hauptsächlich zu widmen hatte.

Die Bibliothek ist gegenwärtig noch in der Gründung begriffen; ein schönes und
stattliches Gebäude wird für sie errichtet und wird nach seiner Vollendung die
jetzt nur noch provisorisch untergebrachten Bücherschätze vereinigen. Unter diesen
sind von besonderer Merkwürdigkeit die ehrwürdigen Reste der alten Hechinger
Schloßbibliothek, verzeichnet in jenem alten Inventare vom Jahre 1623 und
größtenteils mit eigenhändigen Inschriften der alten Grafen von Zollern versehen
, zum Theil auch mit Namen anderer geschichtlich merkwürdiger früherer Be-

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